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4. Fernere Reisen. Tod. Kolumbus unternahm nun noch drei Reisen nach
dem neu entdeckten Lande. Bald aber erweckte ihm sein Ruhm Neider, die ihn
am spanischen Hose verleumdeten und seine Verwaltung der neu entdeckten
Landesteile in das schwärzeste Licht zn stellen suchten. Auf seiner dritten Reise
wurde er aus Haiti sogar in Ketten gelegt und so gesesselt nach Spanien ge¬
bracht. Hier stellte sich jedoch seine Unschuld bald heraus, und Kolumbus unter¬
nahm nun noch eine vierte Reise; aber auch diese brachte ihm nichts als Gram
und Kummer. Gebrochen an Leib und Seele, kehrte er nach Spanien zurück.
Dort wurde er kühl ausgenommen. Jsabella war gestorben, Ferdinand aber
war ihm nicht günstig gesinnt. All die glänzenden Versprechungen, die ihm
früher gemacht waren er sollte Unterkönig der neu zu entdeckenden Länder
werden und den zehnten ^eil des von ihnen zn erhoffenden Einkommens
haben — blieben unerfüllt. So starb der große Entdecker, mit Undank belohnt.
Biv zu seinem ^.ode blieb er der Meinung, daß die aufgefundenen Länder zu
^ndien gehörten, ^er neue Erdteil erhielt feinen Namen nach dem Florentiner
Americo Vespncci, der über seine Entdeckungsfahrten an der Küste von Süd¬
amerika Berichte veröffentlicht hatte.
5. Folgen der Entdeckung Amerikas. Den ersten Nutzen von der Entdeckung
Amerckas hatten die Spanier. Sie holten auf ihrer „Silberflotte" große Mengen Gold
und Silber in ihr Land. Dadurch faul der Wert des Goldes bedeutend. Die „Neue
Welt" beschenkte Europa mit Tabak, Mais und Kartoffeln. Die Gewächse Indiens:
Jieis, Baumwolle, Zuckerrohr und Kaffee wurden in Amerika angepflanzt und
gediehen in dem günstigen Klima vortrefflich. Europa konnte seinen Bedarf jetzt hier
decken. Infolgedessen nahm der Welthandel seinen Weg nicht mehr über das Mittel¬
meer nach Venedig und Genua, sondern über den Atlantischen Ozean nach Spanien,
Portugal, den Niederlanden und später nach England. Allmählich änderte sich die
Lebensweise in unserem Vaterlande. An die Stelle der Morgensuppe trat der Kaffee.
Die Baumwolle drängte Leinen und Wolle zurück. Die Kartoffel wurde nach und nach
zum Volksnahrungsmittel und das Tabakrauchen trotz aller Verbote zur Sitte.
X. Die Reformation und der Dreißigjährige Krieg.
u Johann I)U§. 1415.
1. Irrlehren der Kirche. Im Laufe der Jahrhunderte war die reine Lehre
Christi durch mancherlei Irrlehren entstellt worden. So lehrte man z. B., die
Seele des Menschen könne der Sünde wegen nach dem Tode nicht sofort mit
Gott vereint werden. Sie müsse vielmehr erst durch das Fegefeuer von allen
bösen Lüsten und Begierden gereinigt werden. Doch könne die Qual im Fege¬
feuer dadurch verkürzt werden, daß man sür die Verstorbenen Messen (Gebete)
lesen lasse. Reiche Leute setzten in ihrem Testamente oft große Summen für
solche Meffeu aus. Diese Lehre brachte daher der Kirche viel ein. Aber noch
einträglicher als die Lehre vom Fegefeuer war die Lehre vom Ablaß. Wenn
nämlich ein Übeltäter vom Priester zum Fasten, zur Geißelung, zur Wall¬
fahrt usw. verurteilt war, so konnte er sich durch Geld von diesen Strafen los¬
kaufen. Er erhielt dann einen Schein, daß ihm die Strafen erlassen seien. Beim
Volke bildete sich daher allmählich der Glaube aus, daß man sich durch Geld
auch von den ewigen Strafen freimachen könne.