Full text: Von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts (Teil 3)

Die Erfindung der Dampfmaschine und ihre Wirkungen. -51 
geordnete Mainberger und der Buchhändler Merkel und redeten über bie 
Eisenbahn. Und weil sie bis Fürth gehen soll, so luden sie auch ein paar 
Fürther dazu ein. Die Sache ist bereits ziemlich richtig. Und das ist nur 
der Anfanci. Wenn einmal die Bahn von Nürnberg nach Fürth da ist, 
dann werden von hier aus nach allen Richtungen Bahnen gebaut." 
„Was noch mehr? Ist eine schon zu viel!" rief der Kutscher. „Ich bin 
durchaus dagegen. Was brauchen wir eine Eisenbahn? Wir haben eine gute 
Chaussee von Nürnberg nach Fürth. Und an jedem Tor steht ein Fiaker, in 
dem man in 3U Stunden für neun Kreuzer nach Fürth fahren kann. 
Schneller und billiger tnt's auch keine Eisenbahn. Die fährt m jeder Stunde 
einmal. Und die Fußgänger, die bis jetzt gegangen sind, die werden auch 
in Zukunft nicht fahren. Und die Frachtwagen kann man ohnehin nicht mit 
der Eisenbahn hin- und herbringen." 
„Ganz meine Meinung!" rief ein Sattler. Ta kam ein Schmied. „Hör 
auf, Kutscher! Wir wissen's schon! Du bist bloß dagegen, weil du glaubst 
du könntest etwas am Fuhrwerk einbüßen!" 
„Ich? Ein tüchtiger Fuhrmann fürchtet die Eisenbahn nicht," sprach 
der Kutscher; „aber du glaubst, wegen der Eisenbahn könnten Holz und 
Kohlen teurer werden." 
,Werdend auch!" sagte der Schmied. „Und was sagst du dazu, Bader." 
„Wenn der Kutscher und der Hufschmied, der Wagner und der Sattler 
gegen die Bahn sind, ich verüble es ihnen nicht. Sie leben doch alle vom 
Fuhiwesen. Und das soll aufhören zu ihrem Schaden. Aber ich, ich denke 
noch an etwas anderes. Ich denk' an die Gefahr, die für die Menschen 
entstehen kann." 
„Das sag' ich auch!" rief der Wirt. „Ich bin für die Bahn. Aber 
eine ohne Dampf und ohne Pferde. Darum hab' ich dem Scharrer meinen 
Wagen angeboten. Er geht ohne Dampf und ohne Pferde. Für tausend 
Gulden wollte ich ihnen den Wagen liefern, ich als ehemaliger Schmied. 
Aber sie nahmen's nicht an." 
„Ich sage, krank wird man vom Dampf und vom schnellen Fahren," 
sprach der Bader. „Schon die Leute, die den Zug nur vorbeifahren sehen, 
bekommen den Schwindel. Ein Professor in Erlangen sagt, einen hohen 
Bretterzaun muß man macken rechts und links, daß Mensch und Vieh nicht 
scheu wird." 
„Und überfahren kann man werden," sagte der Sattler. „Ausweichen 
kann einer da nimmer." 
„Überhaupt," fuhr der Bader fort, „ist die Eisenbahn vom Teufel er- 
funden. Man versucht Gott, wenn man mit dem Dampf fahren will statt 
mit Pferden. Hat sie uns der Schöpfer nicht eigens dazu gegeben? Und 
übrigens, Nürnberg und die Welt haben bisher ohne Eisenbahn bestanden 
und werden auch später ohne Eisenbahn nicht zugrunde gehen. Wir brauchen 
keine." 
Zur Besprechung und Vertiefung 
Zusammenstellung und Würdigung der Gründe, die die einzelnen Leute 
gegen die Eisenbahn anführen. Die Mehrzahl denkt nur an den Schaden, 
der ihnen in ihrem Berufe erwachsen könnte. Am meisten ausgebracht ist der 
Kutscher. Das, was er jetzt verdient, würde ja die Eisenbahn einheimsen. 
Sie würde ihn ums Brot bringen. Aus gleichen Gründen sind auch der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.