Die Erfindung der Dampfmaschine und ihre Wirkungen. -51
geordnete Mainberger und der Buchhändler Merkel und redeten über bie
Eisenbahn. Und weil sie bis Fürth gehen soll, so luden sie auch ein paar
Fürther dazu ein. Die Sache ist bereits ziemlich richtig. Und das ist nur
der Anfanci. Wenn einmal die Bahn von Nürnberg nach Fürth da ist,
dann werden von hier aus nach allen Richtungen Bahnen gebaut."
„Was noch mehr? Ist eine schon zu viel!" rief der Kutscher. „Ich bin
durchaus dagegen. Was brauchen wir eine Eisenbahn? Wir haben eine gute
Chaussee von Nürnberg nach Fürth. Und an jedem Tor steht ein Fiaker, in
dem man in 3U Stunden für neun Kreuzer nach Fürth fahren kann.
Schneller und billiger tnt's auch keine Eisenbahn. Die fährt m jeder Stunde
einmal. Und die Fußgänger, die bis jetzt gegangen sind, die werden auch
in Zukunft nicht fahren. Und die Frachtwagen kann man ohnehin nicht mit
der Eisenbahn hin- und herbringen."
„Ganz meine Meinung!" rief ein Sattler. Ta kam ein Schmied. „Hör
auf, Kutscher! Wir wissen's schon! Du bist bloß dagegen, weil du glaubst
du könntest etwas am Fuhrwerk einbüßen!"
„Ich? Ein tüchtiger Fuhrmann fürchtet die Eisenbahn nicht," sprach
der Kutscher; „aber du glaubst, wegen der Eisenbahn könnten Holz und
Kohlen teurer werden."
,Werdend auch!" sagte der Schmied. „Und was sagst du dazu, Bader."
„Wenn der Kutscher und der Hufschmied, der Wagner und der Sattler
gegen die Bahn sind, ich verüble es ihnen nicht. Sie leben doch alle vom
Fuhiwesen. Und das soll aufhören zu ihrem Schaden. Aber ich, ich denke
noch an etwas anderes. Ich denk' an die Gefahr, die für die Menschen
entstehen kann."
„Das sag' ich auch!" rief der Wirt. „Ich bin für die Bahn. Aber
eine ohne Dampf und ohne Pferde. Darum hab' ich dem Scharrer meinen
Wagen angeboten. Er geht ohne Dampf und ohne Pferde. Für tausend
Gulden wollte ich ihnen den Wagen liefern, ich als ehemaliger Schmied.
Aber sie nahmen's nicht an."
„Ich sage, krank wird man vom Dampf und vom schnellen Fahren,"
sprach der Bader. „Schon die Leute, die den Zug nur vorbeifahren sehen,
bekommen den Schwindel. Ein Professor in Erlangen sagt, einen hohen
Bretterzaun muß man macken rechts und links, daß Mensch und Vieh nicht
scheu wird."
„Und überfahren kann man werden," sagte der Sattler. „Ausweichen
kann einer da nimmer."
„Überhaupt," fuhr der Bader fort, „ist die Eisenbahn vom Teufel er-
funden. Man versucht Gott, wenn man mit dem Dampf fahren will statt
mit Pferden. Hat sie uns der Schöpfer nicht eigens dazu gegeben? Und
übrigens, Nürnberg und die Welt haben bisher ohne Eisenbahn bestanden
und werden auch später ohne Eisenbahn nicht zugrunde gehen. Wir brauchen
keine."
Zur Besprechung und Vertiefung
Zusammenstellung und Würdigung der Gründe, die die einzelnen Leute
gegen die Eisenbahn anführen. Die Mehrzahl denkt nur an den Schaden,
der ihnen in ihrem Berufe erwachsen könnte. Am meisten ausgebracht ist der
Kutscher. Das, was er jetzt verdient, würde ja die Eisenbahn einheimsen.
Sie würde ihn ums Brot bringen. Aus gleichen Gründen sind auch der