Der böhmisch-pfälzische Krieg. lc5
Mungen, die eingezogenen Klöster und Kirchengüter herauszugeben. Am
rücksichtslosesten ging der Kaiser in seinen Erblanden vor. Er suchte hier he
Lehre Luthers unter allen Umständen zu unterdrücken. Diejenigen Unter¬
tanen, welche nicht wieder katholisch werden wollten, wurden in den Kerker
geworfen. Hier folterte man sie solange, bis sie sich von dem lutherischen
Glauben lossagten. Dabei mußten sie folgendes beichten:
„Ich armer, elender Sünder bekenne euch Priestern, daß ich so viele
Jahre der verdammten, gottlosen Lutherschen Lehre beigewohnt und in
solchem Irrtume gelebt habe, auch in ihrem greulichen Sakrament nichts
anderes empfangen, als gebacken Brot und ein Tränklein Wein aus einem
Faß. Solchem greulichen Irrtum und verdammlicher Lehre widersage ich,
nun und nimmermehr in alle Ewigkeit beizuwohnen, so wahr mir Gott helfe
und alle Heiligen! Wir glauben an der Heiligen Fürbitte und Anrufung.
Wir schwören zu Gott, daß die lutherische Lehre falsch und verdammlich sei,
und wollen's die Zeit unseres Lebens tun, auch unsere Kinder davon ab¬
halten. Wir schwören, daß wir den Kelch des Herrn die Zeit unseres Lebens
nicht gebrauchen wollen oder denselben treiben. Wir schwören, daß wir in
die katholische Lehre aus gutem Willen und ohne Zwang getreten sind, dazu
uns Gott Vater, Sohn und heiliger Geist helfe! Amen!"
Vertiefung.
Wie wurde der Friede zwischen den beiden Kirchen gestört? (Neid und
Haß der Katholiken über die wachsende Macht und den zunehmenden Reich¬
tum ber lutherischen Kirche.) Wodurch suchte der Kaiser der katholischen
Kirche Macht unb Einfluß zurückzugewinnen?
Warum erkannten bie Protestanten bie kaiserliche Verfügung nicht an?
(In ben Bestimmungen berfelben lag für bie Kirche ber Reformation eine
große Gefahr. Da sich bie Untertanen in Glaubenssachen betn Befehle bes
Lanbesherrn fügen sollten, mußten alle Protestanten in ben katholisch regierten
Länbern ihrem Glauben entsagen. Es war ihnen aber von ben früheren
Kaisern Religionsfreiheit pgeficherfworben. Dies Recht wollten sie sich nicht
nehmen lassen.)
Wie ist über bas gewalttätige Vorgehen bes Kaisers zu urteilen?
Überschrift?
Zusammenfassung: Die Ursache deS Religionskampses.
II. Der grofoe Krieg,
a) Der böhmisch-pfälzische Krieg.
1. Wie bet Kampf in Böhmen entbrannte.
Warum brach ber Kampf in Böhmen aus? Woburch wurde er ver¬
anlaßt?
Als Kaiser Rudolf zur Regierung kam, wollten die Protestanten
in Böhmen ihn nicht als Landesherrn anerkennen. Er war ein großer Feind
der Reformation, und die Evangelischen fürchteten, er würde ihnen das Recht
der freien Religionsübung nehmen. Sie wählten ihn erst zum Könige von
Böhmen, nachdem er ihnen in einem Gesetze, dem sogenannten M a j e st ä t s -
b r i e f e, folgendes versprochen hatte: „Keine der beiden in Böhmen vor¬
handenen Religionen soll bie Anhänger der anbem bes Glaubens wegen