Full text: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des Achtzehnten Jahrhunderts (Teil 2)

Der böhmisch-pfälzische Krieg. lc5 
Mungen, die eingezogenen Klöster und Kirchengüter herauszugeben. Am 
rücksichtslosesten ging der Kaiser in seinen Erblanden vor. Er suchte hier he 
Lehre Luthers unter allen Umständen zu unterdrücken. Diejenigen Unter¬ 
tanen, welche nicht wieder katholisch werden wollten, wurden in den Kerker 
geworfen. Hier folterte man sie solange, bis sie sich von dem lutherischen 
Glauben lossagten. Dabei mußten sie folgendes beichten: 
„Ich armer, elender Sünder bekenne euch Priestern, daß ich so viele 
Jahre der verdammten, gottlosen Lutherschen Lehre beigewohnt und in 
solchem Irrtume gelebt habe, auch in ihrem greulichen Sakrament nichts 
anderes empfangen, als gebacken Brot und ein Tränklein Wein aus einem 
Faß. Solchem greulichen Irrtum und verdammlicher Lehre widersage ich, 
nun und nimmermehr in alle Ewigkeit beizuwohnen, so wahr mir Gott helfe 
und alle Heiligen! Wir glauben an der Heiligen Fürbitte und Anrufung. 
Wir schwören zu Gott, daß die lutherische Lehre falsch und verdammlich sei, 
und wollen's die Zeit unseres Lebens tun, auch unsere Kinder davon ab¬ 
halten. Wir schwören, daß wir den Kelch des Herrn die Zeit unseres Lebens 
nicht gebrauchen wollen oder denselben treiben. Wir schwören, daß wir in 
die katholische Lehre aus gutem Willen und ohne Zwang getreten sind, dazu 
uns Gott Vater, Sohn und heiliger Geist helfe! Amen!" 
Vertiefung. 
Wie wurde der Friede zwischen den beiden Kirchen gestört? (Neid und 
Haß der Katholiken über die wachsende Macht und den zunehmenden Reich¬ 
tum ber lutherischen Kirche.) Wodurch suchte der Kaiser der katholischen 
Kirche Macht unb Einfluß zurückzugewinnen? 
Warum erkannten bie Protestanten bie kaiserliche Verfügung nicht an? 
(In ben Bestimmungen berfelben lag für bie Kirche ber Reformation eine 
große Gefahr. Da sich bie Untertanen in Glaubenssachen betn Befehle bes 
Lanbesherrn fügen sollten, mußten alle Protestanten in ben katholisch regierten 
Länbern ihrem Glauben entsagen. Es war ihnen aber von ben früheren 
Kaisern Religionsfreiheit pgeficherfworben. Dies Recht wollten sie sich nicht 
nehmen lassen.) 
Wie ist über bas gewalttätige Vorgehen bes Kaisers zu urteilen? 
Überschrift? 
Zusammenfassung: Die Ursache deS Religionskampses. 
II. Der grofoe Krieg, 
a) Der böhmisch-pfälzische Krieg. 
1. Wie bet Kampf in Böhmen entbrannte. 
Warum brach ber Kampf in Böhmen aus? Woburch wurde er ver¬ 
anlaßt? 
Als Kaiser Rudolf zur Regierung kam, wollten die Protestanten 
in Böhmen ihn nicht als Landesherrn anerkennen. Er war ein großer Feind 
der Reformation, und die Evangelischen fürchteten, er würde ihnen das Recht 
der freien Religionsübung nehmen. Sie wählten ihn erst zum Könige von 
Böhmen, nachdem er ihnen in einem Gesetze, dem sogenannten M a j e st ä t s - 
b r i e f e, folgendes versprochen hatte: „Keine der beiden in Böhmen vor¬ 
handenen Religionen soll bie Anhänger der anbem bes Glaubens wegen
	        
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