00 Der Große Kurfürst.
neue Erfindung aber schnell vervollkommnet. Der Elberfelder Kaufmann
kann seinem Hamburger oder Berliner Lieferanten jetzt mündlich Aufträge
übermitteln, ohne auch nur einen Schritt aus dem Hause zu tun. Wie ist
das möglich?
Überschrift?
Zusammenfassung: Die Entwicklung des Neichspostwesens.
b) Der Weltpo st verkehr.
Als der Generalpostmeister Stephan das Postwesen im Deutschen Reiche
einheitlich gestaltet und geordnet hatte, faßte er den Plan, alle wichtigen
Kulturstaaten der Erde zu einem Weltpostvereine zu vereinigen. Auch
dies große und wichtige Werk ist ihm gelungen (1874). So kann man heute
einen Brief von einfachem Gewicht (bis 20 Gramm) für 20 Pfennige in alle
Teile der Welt schicken.
Im Deutschen Reich gibt es jetzt über 49 000 Postanstalten und über
30 000 Telegraphenanstalten. Zum Weltpostverein gehören nahezu 270000
Postanstalten. Fernsprechanstalten sind in Deutschland rund 35 000 vorhanden,
und sie mehren sich fast täglich noch. Im Jahre 1904 wurden insgesamt be¬
fördert über 4000 Millionen (4 MÜlarden) Briefsendungen (Briefe, Post¬
karten, Drucksachen und Warenproben), über 5y2 Millionen Zeitungsnummern
und über 200 Millionen Pakete. Mittels Postanweisungen gehen jährlich ein
über 10 Milliarden Mark, und ebensoviel werden ausgezahlt; die Nachnahme¬
sendungen betragen gegen 700 Millionen Mark. jjj
An Sendungen mit Wertangabe werden über 12 Millionen mit ange¬
gebenem Wert von rund 17 Milliarden Mark befördert. An Postwertzeichen
wurden 1904 allein bei der Reichspost gegen 3635 Millionen Stück verkauft,
darunter zumeist (über 1000 Millionen) Fünfpfennigmarken. *)
Überschrift?
Zusammenfassung: Der Weltpostverein.
e) Nachdem wir unsern Blick soweit haben vorauseilen lassen, wenden
wir uns wieder zur Geschichte des Großen Kurfürsten zurück!
Er wandte nicht nur dem Verkehr und Handel im Binnenlande seine
volle Aufmerksamkeit zu, sondern er trug sich auch mit dem Gedanken, den
brandenburgischeu Handel über die durch das Meer ge¬
setzten Grenzen auszudehnen.
Ziel: Wie derA Große Kurfürst Aden ausländischen Handel und Ber¬
kehr förderte.**)
a) Was veranlaßte ihn wohl dazu?
Friedrich Wilhelm hatte den Schweden und Franzosen, die damals arg
in unserm Vaterlande hausten, im Kampfe zu Lande manchen wirksamen
Schlag versetzt. Aber er wollte diesen Landschädigern auch zu Wasser frei¬
kommen. Dazu brauchte er Schiffe und geübte Seefahrer. Er wandte sich
an die Niederländer, die in der Schissbaukunst erfahren waren. Von einem
Reeder lieh er sich zunächst drei Schiffe. Mit Hilfe desselben baute er sich
dann eine eigene Flotte, 35 große und 40 kleine Fahrzeuge. Er rüstete sie mit
*) Dr P. Hage, Grundriß der Deutschen Staats- und Rechtskunde. S. 259 f.
— Prz ibill a, Unterrichtsstoffe aus dem praktischen Leben. S. 44 f.
**) Nach Adolf Schro ed er, Erziehung zum Staatsbürger an den Lebens¬
fragen der Nation. I. S. 35 ff. Leipzig, Julius Klinkhardt. — Graf E. Revent-
1 o to , Die deutsche Flotte einst und jetzt. — P. G. Heims, Jm.Rauschen der Wogen.