Full text: Der Weltkrieg (Teil 3)

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vor den Japanern und ließen es ruhig geschehen, daß diese chinesisches 
Gebiet besetzten und chinesische Untertanen tyrannisch behandelten. Die 
Japaner landeten auf chinesischem Gebiet ihre Truppen und schlossen 
nun Tsingtau ein. Unsre Truppen hatten sich an der Grenze durch 
Gräben möglichst verschanzt, aber ihre Zahl war zu klein, um ihre Stel¬ 
lungen dauernd gegen eine gewaltige Übermacht halten zu können. 
Oster griffen die wenigen alten Kriegsfahrzeuge ein, die mit ihren Ge¬ 
schützen die japanischen Landtruppen beschossen. Die deutschen Truppen 
hatten an ihrer langen Front viele Scheinbatterien errichtet. Auf diese 
lenkte sich ein heftiges feindliches Feuer. 
So gab es im September zahllose kleinere und größere Gefechte im 
Vorgelände von Tsingtau. Unsre Truppen zogen sich nur zurück, wenn 
sie in die Gefahr der Umzingelung gerieten. Die Japaner erlitten 
empfindliche Verluste. Vom Oktober an gingen sie an eine planmäßige 
Belagerung Tsingtaus. Mit 60 000 Mann sollte es bezwungen werden. 
Die tapferen Verteidiger mußten mit ihren Geschoßvorräten recht 
sparsam verfahren. Sonst hätten sie den Feinden noch weit größere 
Verluste zufügen können. Gegen 250 schwere Geschütze führten die 
Japaner gegen Tsingtau ins Feuer. Dazu kamen ihre Schiffe. 
Die Zahl der Toten wuchs bei den Japanern von Tag zu Tag. An 
einem Tage der Waffenruhe bestatteten sie vor einer Frontstelle tausend 
Gefallene. Selbst Schiffsverluste mußten die Feinde beklagen. Nicht 
nur liefen einige ihrer Schiffe auf ausgestreute Minen, eins unsrer 
Torpedoboote brachte auch welche zum Sinken. Das britische Kriegs¬ 
schiff Triumph ward von einem Landgeschütz schwer beschädigt. Es 
erlag später vor den Dardanellen dem Torpedo eines deutschen Tauch¬ 
bootes. Trotz aller Tapferkeit werden die Deutschen weiter zurück¬ 
gedrängt. Eine äußere Stellung nach der andern muß geräumt werden. 
Aber ihre Ausdauer findet die vollste kaiserliche Anerkennung: „Mit mir 
— drahtet der Kaiser gegen Ende Oktober — blickt das ganze deutsche 
Vaterland voll Stolz auf die Helden von Tsingtau, die getreu dem Worte 
des Gouverneurs ihre Pflicht erfüllen. Seien Sie alle meines Dankes 
gewiß." Mit einem kräftigen Hurra danken die Braven für diese kaiser¬ 
liche Anerkennung. 
3. Tsingtaus ehrenvoller Fall. 
Von Ende Oktober an erreichten die feindlichen Granaten die Stadt 
Tsingtau. Die Japaner beschossen nun die inneren Werke immer heftiger 
und länger. Das Wasserwerk und manche Befestigungsanlage sank in 
Trümmer. Die deutschen Drahthindernisse wurden besonders unter 
Feuer genommen; denn die Festung sollte ja nunmehr sturmreif gemacht 
werden. In der Nacht des ersten November griffen die Japaner auch 
ernstlich an. Sie hatten sich mit ihren Gräben näher an die Verteidi¬ 
gungswerke herangearbeitet. Das feindliche Feuer wird immer stärker. 
Das Schwimmdock und der österreichische Kreuzer Kaiserin Elisabeth
	        
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