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erschossen sie standrechtlich. Im Kampfe fiel mancher Belgier und
manche Belgierin. Viele der ergriffenen Heckenschützen wurden gehenkt
und blieben zur Warnung hängen. Die Häuser, aus denen ^gefeuert
worden war, gingen in Rauch und Flammen auf. Mauches'aufstän-
dische und heimtückische Dorf wurde zusammengeschossen. Die Belgier
beschwerten sich darüber und verkündeten im Auslande: Die deutschen
Barbaren schonen weder Knaben noch Mädchen, weder Weiber noch
Geistliche, aber sie fügten nicht hinzu, was diese erst getan hatten. So
feuerte einst ein Mädchen mit einer Pistole, die es unter der Schürze
verborgen hielt, auf vorbeimarschierende Soldaten, ein anderes stach
Verwundeten die Augen aus.
Trotz der harten Strafen griffen die Belgier immer wieder zu den
Waffen. Selbst ganze Städte taten das, so z. B. Dinant an der Maas
und das altberühmte Löwen. In Dinant wurden abends die Deutschen
überfallen. Es sank fast ganz in Schutt und Asche. In Löwen lagen
die Deutschen schon ein paar Tage. Sie warnten durch Maueranschläge
die Bürger, auf deutsche Truppen zu schießen. Memand durfte vom
Abend an das Haus verlassen. Jeder sollte die Waffen ausliefern, sonst
drohe ihm die Todesstrafe. Der deutsche Platzhalter ließ sich Geiseln
stellen. Da machte Antwerpen einen Ausfall. Das war das Zeichen
zum Losschießen. Am Abend krachte es aus vielen Häusern. _ Die Geiseln
mußten die Bürger nochmals warnen. Trotzdem ging die Schießerei
weiter. Es entstand ein heftiger Straßen- und Häuserkampf. Über
200 deutsche Krieger fanden den Tod. Nicht wenige von ihnen wurden
im Schlafe ermordet. Wiederum haben sich viele Weiber daran beteiligt.
Ein Teil der schönen Stadt ging in Flammen auf. Wieder beschuldigte
man die Deutschen, sie hätten mutwillig die Stadt angezündet und ein
belgischer Minister lästerte: Die Deutschen sind die reinen Menschenfresser
geworden. Ein französischer Flottenoffizier log frech: Die Deutschen
begehen in Belgien furchtbare Scheußlichkeiten. Aber alle diese Maul¬
und Federhelden verschwiegen, welche Scheußlichkeiten die Russen, die
Belgier, die Franzosen, die Briten und ihre schwarzen und gelben, roten
und braunen Hilfsvölker, die Zuaven, Turkos, Senegalneger und Gurkas
verübten. Wir waren in Notwehr. Hatte man den Deutschen nicht
vielfach vergiftete Speisen und Getränke gereicht! Haben unsre Feinde
nicht unablässig das rote Kreuz beschossen, Lazarettzüge und Lazarette
mit Bomben beworfen, haben sie nicht ein ganzes deutsches Lazarett
mit sämtlichen Insassen aufs fürchterlichste umgebracht, den armen Ver¬
wundeten Sägespäne in den Hals geschüttetjmd dergleichen Martern
verübt!
Belgien hat sich schwer vergangen, erstens an seinem Ohnseitigkeits-
versprechen, zweitens am Völkerrecht, drittens an der Menschlichkeit.
Wenn es dafür schwer büßen mußte, so trägt es die Schuld selbst. Wer
das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen. Kein Nicht-