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heran. Jeder weiß: Jetzt ist das deutsche Vaterland in äußerster Gefahr.
Hier an der Lorettohöhe halte ich treue Wacht; hier schütze ich den Rhein
und das deutsche Volk. Solang ein Tropfen Blut noch glüht und eine
Faust den Degen zieht, betritt kein Feind hier deinen Strand, solange
stemmen sie sich auf dem schwarzen Lande an der Lorettohöhe dem
Feinde entgegen. In einem Garten steht ein deutsches Geschütz ver¬
lassen da; alle Kanoniere sind gefallen. Da eilen Pioniere herbei und
feuern auf die Feinde, die schon ganz nahe stehen. Badener und Bayern,
wer da ist, der greift zur Wehr. Wer eine Waffe, hat oder erwischt,
schließt sich den Kompanien an. Mannschaften der Kolonnen und Pferde¬
wärter stürmen mit den steilen Ostabhang hinauf. Unsre Geschütze
bestreichen dessen Höhenrand mit ihrem Feuer. Das ungestüme Vor¬
wärtsdrängen des Feindes ist zum Stehen gekommen. Er sucht das
Errungene zu halten. Doch büßt er seine vordersten Linien wieder ein.
Mer auch im Norden der Lorettohöhe tobt der furchtbare Kampf.
Hier schickt der Feind auserlesene Jäger vor. Die Badener wehren sich
aufs tapferste. Dennoch müssen sie zurück. Doch konnte der Feind
über unsre erste Linie nicht hinaus vordringen. Sein Angriff stockte
auch hier. Am gleichen sonnigen Sonntage stürmten auch die Briten
unsre Stellungen bei La Bassee. Das Grundwasser steht hier hoch.
Kaum hat man einen Spaten tief gegraben, quillt das Wasser hervor.
Daher hatten unsre Soldaten Sandsäcke aufgeschichtet, um sich dahinter
zu verbergen. Hier sprengten nun die Briten am frühen Morgen Minen.
Dadurch büßten die meisten Deutschen ihr Leben ein. Sofort stürzten
nun die britischen Truppen vor und überrannten unsre ersten Stellungen.
Welle auf Welle folgte. Ihr Durchbruch schien zu glücken. Aber nun
eröffneten unsre Geschütze und Schützen ein heftiges Feuer. Dies
bannte die Feinde in die Gräben. Gegen Abend eroberten wir die
vorderen Gräben zurück. Die Bayern taten sich hier äußerst hervor.
Sie hassen die Briten ja ganz besonders. In jedem Loche, in jedem alten
Graben hockten Briten, die sich wehrten. So kam es zu den erbittertsten
Nahkämpfen. Da zogen die Bayern ihre Nickfänger aus dem Stiefel-
schaft, und nun wehe euch, ihr falschen Briten. Uber 1500 davon wurden
allein hinter unsrer Front bestattet. Nicht anders erging es den Eng¬
ländern an ihren andern Angriffsstellen. Dort trieben sie „das schwarze
Schlachtvieh", die Neger — vielfach mit der Peitsche — vor sich her und
kamen bis an unsre Drahthindernisse. Hier mußten sie Halt machen.
Da konnten nun die Westfalen Proben ihrer Treffsicherheit geben. Wie
da die Maschinengewehre knatterten! Massen von schwarzen und weißen,
gelben und braunen Briten bedeckten am Abend den Rasen.
So waren die heftigen Angriffe der Feinde vorläufig abgeschlagen.
Der französische Führer hatte vorher seinen Truppen zugerufen: „Nach
neunmonatiger Feldzugsdauer ist es au der Zeit, eine endgültige An¬
strengung zu machen, die feindlichen Linien zu durchbrechen und zunächst