Full text: Deutsche Geschichte von der ältesten Zeit bis zum Ende des Großen Krieges (Teil 2)

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2. Es war um jene Zeit, da begann von Norden her über den 
Gebirgswall ein Volk vorzudringen, in einzelnen Stämmen erst, dann 
in größeren Massen. Große, breitbrüstige, starke Leute waren es, mit 
blauen Augen, langem rötlichem oder blondem Haare, das sie am Hinter¬ 
kopfe zu einem Knoten aufgewunden halten. Einen Namen für die Ge¬ 
samtheit führten sie nicht; die Bewohner der Gegenden im Süden des 
Gebirgswalles, die Kelten, nannten die Ankömmlinge Germanen, was 
soviel als Nachbarn bedeuten soll. Diese Germanen, unsere Vorfahren, 
drängten die Kelten zurück, nach Westen über den Rhein, nach Gallien, 
oder nach Süden in die Alpenländer und ließen sich in ihren Sitzen 
nieder. Ein Teil der Kelten unterwarf sich und blieb unter den Ein¬ 
wanderern wohnen, ein anderer, die im Kriege Gefangenen, wurde zu 
Knechten gemacht. 
Wiedergabe nach Kernfragen. 
Erläuterung. Kelten — ein den Germanen verwandtes Volk, 
das ehemals ganz West- und Mitteleuropa inne hatte. Es ist jetzt fast 
ganz ausgestorben; nur die Bretagner, die Bewohner von Wales, Ir¬ 
land und Hochfchottland haben sich als Reste erhalten. 
Erzähle! 
Überschrift: Wie die Germanen in unsere Heimat ein¬ 
wanderten. 
3. Sobald die Germanen das Land erobert hatten, teilten sie es 
unter sich. Eine Schar von hundert wehrhaften Männern, die Hundert¬ 
schaft genannt, mit Frauen, Kindern und Alten etwa sechshundert Köpfe 
stark, erhielt ein bestimmtes Landstück von mehreren Quadratmeilen ange¬ 
wiesen. Dieses bestand aus Urwald, Sumpf, Heide, Weideland und 
Äckern. Nur ein Teil der letzteren wurde besät, im zweiten Jahre ein 
anderer, im folgenden der dritte. Die Siedelnng wanderte jedes Jahr, 
denn dem Germanen war der Ackerbau noch Nebensache, Hauptsache da¬ 
gegen Jagd und Viehzucht, vorzüglich erstere. Mit der Zeit aber wurde 
das Volk seßhaft, und seine Niederlassungen wurden fest. 
Ein jeder freie Germane legte nun sein Gehöft an. Besehen wir 
uns dieses. Den Mittelpunkt bildet das aus rohen Baumstämmen ge¬ 
fügte. mit gelber, roter oder weißer Farbe gestrichene Blockhaus, das 
Herrenhaus. Das Dach ist mit Stroh, Rohr, Schilf oder Geflecht ge¬ 
deckt; am Giebel ist ein Pferdeschädel angebracht. Das Haus hat eine 
Thür, aber keine Fenster; dafür befindet sich im Dache eine Öffnung, 
durch die gleichzeitig das Licht einfällt und der Rauch abzieht. Durch 
die Thür treten wir in einen großen Raum, die Halle, in welcher der 
Fußboden aus festgestampftem Lehm gebildet ist. Die Mitte zeigt einen 
gewaltigen gehöhlten Stein, den Herd, auf dem fortwährend das Feuer 
unterhalten wird; darüber hängt ein großer Kochkessel. Ein niedriger
	        
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