Full text: Deutsche Geschichte von der ältesten Zeit bis zum Ende des Großen Krieges (Teil 2)

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der Jesuiten für abgesetzt und wählten den reformierten Kurfürsten 
Friedrich von der Pfalz, das Haupt der evangelischen Union, einen 
jungen Mann, zu ihrem Könige, der auch die Krone annahm und mit 
seiner Gemahlin, einer englischen Königstochter, nach Böhmen abging (1619). 
Wiedergabe nach Kernfragen. 
Erzähle! 
Vertiefung. 
Durch plötzliche Überraschung, gleichsam durch Überfall, glaubten die 
Böhmen zu siegen. Die kaiserlichen Truppen trieb die Begeisterung jener 
zum Lande hinaus, und der Vorwärtsstoß ging auch über die Grenze bis 
vor Wien. Der alte Kaiser starb, und nun trat, zunächst in den Erb- 
landen, Ferdinand an seine Stelle. Von diesem war, wenn nicht durch 
Gewalt, wenig zu hoffen. Aber er blieb fest, und das Glück war mit 
ihm. Und dann war er ein Mann des Handelns. Schnell bewarb er 
sich um die Kaiserkrone und erhielt sie auch. Das hat dann natürlich 
die Böhmen noch mehr erbittert. Nun wurden sie offen zu Empörern; 
sie setzten Ferdinand ab und wählten Friedrich von der Pfalz. Es war 
ein schlauer Schachzug; sie dachten damit die Union in ihre Sache 
hineinzuziehen. Ans der böhmischen Sache wollten sie eine deutsche machen. 
Zusammenfassung und vertiefte Wiedergabe. 
Überschrift: Der Abfall der Böhmen und die Wahl Frie¬ 
drichs von der Pfalz. 
Ob nun der Pfalzgraf seiner Aufgabe gewachsen sein wird? (Schwer¬ 
lich.) Warum? (Er War zu jung. Ausführungen.) Was seine Aufgabe 
zunächst war. (Rüsten, Verbündete suchen.) Das hatte seine Schwierig¬ 
keiten. Warum? (Kosten. Feindschaft der Lutheraner). Und der Kaiser? 
(Er wird sich an die Liga gewandt haben.) 
H. Stufe. 
4. Friedrich von der Pfalz war ein gutmütiger, aber kein that¬ 
kräftiger Fürst. Statt sich sofort zu rüstigem Widerstande gegen den 
Kaiser vorzubereiten, brachte er den Winter hindurch mit glänzenden 
Festen: Schaustellungen, Maskeraden, Tanzvergnügungen, Gastmählern, 
Schlittenfahrten und Auszügen zu. Ferdinand machte es anders. Er 
schloß einen Bund mit dem Könige von Spanien, der schon lange gegen 
die niederländischen Protestanten, die sich von ihm losgerissen hatten, 
kämpfte und auf die Macht der deutschen Evangelischen mit Besorgnis 
blickte, ferner mit Maximilian von Baiern, dem Oberhaupte der Liga, 
endlich mit dem lutherischen Kurfürsten von Sachsen, der den reformierten 
Böhmen feind war. Freilich mußte der Kaiser all diesen Verbündeten 
große Versprechungen machen. Die Spanier sollten die Rheinpsalz, 
Maximilian die Oberpsalz, Sachsen die Lausitz, die ja böhmisch war,
	        
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