Full text: Deutsche Geschichte von der ältesten Zeit bis zum Ende des Großen Krieges (Teil 2)

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Vertiefung. 
Also das evangelische Volk empfing den Retter jubelnd, aber die 
Fürsten zögerten. Einmal dachten sie: Wird der König mit seinen wenigen 
Mann dem Kaiser widerstehen können? Wird ihn nicht der gefürchtete, 
unbesiegbare Tilly schlagen? Haben wir uns dann mit ihm verbündet, 
so kommt uns die Acht auf den Hals. Weiter fürchteten sie: Wird der 
fremde Eroberer uns nicht unsere Länder nehmen? So dachten nament¬ 
lich Brandenburg, wo Gustavs Schwager herrschte, und Sachsen; sie 
wären beide gern neutral geblieben. Aber ihre Bedenken waren ungerecht¬ 
fertigt. Gustav wollte nur dem Angriffe des Kaisers aus sein Land zuvor¬ 
kommen und zugleich den Evangelischen helfen. Er wollte allerdings 
Pommern behalten, um geschützt gegen den Kaiser zu sein, aber sonst 
nichts erobern. Auch gedachte er keineswegs selbst Kaiser zu werden, 
sondern nur eine den Katholiken gleichstarke evangelische Partei im Reiche 
zu bilden. Hätten nun die evangelischen Fürsten nicht mehr Zutrauen zu 
ihm haben können als zu dem ihnen womöglich noch fremderen, spanisch 
gesinnten Kaiser, der dort im fernen Osten saß! Aber nein, ihre Kurz¬ 
sichtigkeit läßt den König sich fast ein Jahr abmühen, bis er festen Fuß 
fassen kann. Mit Gewalt muß er den Brandenburger zwingen, ihm 
Stützpunkte einzuräumen, ohne die er nichts Ernsthaftes beginnen kann. 
(Warum?) Des Königs Zorn ist also wohlbegründet und berechtigt. 
Zusammenfassung und vertiefte Wiedergabe. 
Überschrift: Der König in der Mark Brandenburg. 
Wie werden nun während der Zeit die Evangelischen gehofft und 
gezittert haben! (Warum?) Besonders Magdeburg. (Weshalb?) Ob 
die Stadt Tilly widerstehen konnte? (Vermutungen.) 
II. Stufe. 
4. Für Magdeburg kam der König in der That zu spät. Nur 
den Kriegsobersten Falkenberg hatte er dorthin schicken können, der die 
Verteidigung leitete. Denn Tilly und sein Reiterselfeherr Gras von 
Pappenheim hatten die Stadt eng eingeschlossen. Der mutige und 
langdauernde Widerstand der Bürger schreckte die Kaiserlichen jedoch ab; 
an einem schönen Maimorgen (1631) sahen die Magdeburger sie abziehen. 
Freudig verließen diese die Wälle, — da mit einem Male kehrte das feind¬ 
liche Heer zurück und stürmte von neuem. Fast ohne Widerstand zu finden 
ergossen sich die wilden, raub- und beutelustigen Scharen über die Ver- 
schanzuugeu und drangen in die Stadt, obgleich sich die Bürger mann¬ 
haft widersetzten. Bald wütete der Kampf in allen Straßen; Falkenberg 
siel, es brach Feuer aus, das allmählich die ganze Stadt ergriff. Mord, 
Raub und Brand durchraste das unglückliche Magdeburg; die wilden 
Soldaten metzelten alles nieder, daß das Blut durch die Straßen rann 
und selbst den in die Kirchen geflüchteten Frauen schlugen die Blutdürstigen
	        
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