Full text: Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts (Teil 3)

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stellen. Sofort beschloß er, einen Teil von diesem zum Schutze Schlesiens 
zurückzulassen und mit dem übrigen die Franzosen anzugreifen. 
Den tapferen Reitergeneral von Seydlitz schickte er vor sich her. 
Der jagte die französischen Vortruppen aus Leipzig und Halle hinaus 
und streifte dann tief nach Thüringen hinein. Durch einen raschen Über¬ 
fall nahm er Gotha, wo der französische Feldherr beinahe gefangen worden 
wäre. So eilig mußte Soubise die Stadt räumen, daß Seydlitz sich 
mit seinen Offizieren noch cm den für die Franzosen gedeckten Tisch setzen 
konnte. Allmählich kam dann die französisch-deutsche Armee (60000 Mann) 
gegen die kleine preußische (22000 Mann) unter König Friedrich heran. 
Bei dem Städtchen Roßbach (südlich von Halle) hatte Friedrich sein Lager 
aufgeschlagen und ließ sich scheinbar sorglos von der übermütigen feind¬ 
lichen Übermacht umzingeln. 
Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. 
Erzähle! 
c) Die Franzosen und Reichstruppen kamen in einem großen Halb¬ 
kreise angerückt. Denn lebendig wollte Soubise den „kleinen Marquis 
von Brandenburg" fangen und nach Paris schicken. Mit entern Male 
aber brachen die Preußen ihre Zelte ab; ihre Schlachtordnung stand da, 
die Kanonen brüllten, und in vollem Jagen warf sich Seydlitz mit seinen 
Kürassieren auf den überraschten Feind. Seine irdene Tabakspfeife, die 
er in die Luft geschleudert hatte, war das Signal zum Angriff gewesen. 
Die Reichstruppen, die der erste Stoß traf, liefen alsbald in wilder 
Flucht auseinander, und als die preußische Infanterie unaufhörlich feuernd 
vorrückte, liefen auch die Franzosen, was sie laufen konnten. Das ganze 
Heer wurde zersprengt und flüchtete bis zum Main und Rhein hin. Die 
Preußen machten viele Gefangene, nahmen eine Anzahl Kanonen und das 
ganze Lager. Dort fanden sie eine Unmasse von Mode- und Putzgegen¬ 
ständen, welche den Damen der französischen Offiziere gehörten. Die 
Sieger verkleideten sich damit und führten lustige Tanze und Possen 
darin auf. 
Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. 
Erzähle! 
d) Die Schlacht bei Roßbach und die Niederlage der verhaßten 
Franzosen wurde überall in Deutschland mit großem Jubel gefeiert. Der 
Preußenkönig, den manche schon bestaunt, manche aber auch verhöhnt oder 
verwünscht hatten, war mit einem Male ein volksbeliebter Held geworden. 
Man machte damals das Verslein auf ihn: 
Und wenn der Große Friedrich kommt 
Und klopft nur auf die Hosen, 
Dann läuft die ganze Reichsarmee, 
Panduren und Franzosen.
	        
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