Full text: Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Großen Krieges (H. 2)

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mit Farbe zu überziehen unb hierauf abzudrucken und zwar auf Papier, 
das man aus Lumpen herzustellen gelernt hatte. Das war aber immer noch 
umständlich. Da kam endlich Johann Gutenberg darauf, die einzelnen Buch¬ 
staben in Metall gießen zu lassen, sie zum Drucken zusammenzusetzen und 
dann wieder auseinander zu nehmen. Das war ein großartiger Fortschritt. 
Gutenberg, der arm war, verband sich mit dem reichen Zünftler Fust 
aus Mainz und dessen Schwiegersöhne Schösser. Fust gab ihm bas Gelb, 
daß er ums Jahr 1450 eine Druckerei einrichten konnte. So brückte Gutenberg 
bie erste lateinische Bibel. Aber er war kein Geschäftsmann; er verstanb es 
nicht Gewinn zu machen, ja er konnte bent Fust sein geliehenes Gelb nicht 
wieber zahlen. Da nahm ihm bieser alle Geräte weg unb begann mit 
Schösset: ein Kompagniegeschäst. Dieses ging glänzenb, besonbers ba man 
die Erfindung längere Zeit geheim hielt. Aber die Hartherzigkeit Fusts 
fand ihre Strafe. Als der Erzbischof von Mainz die Stadt Mainz eroberte 
und unterwarf, zerstreuten sich die Druckergesellen in alle Lande und ver¬ 
breiteten so die Kunst überallhin. 
Fust und Schöffer nahmen nachher ihr Geschäft wieder auf. Guten¬ 
berg aber wollte es nicht mehr gelingen. Der große Erfinder starb arm; er 
hatte vom Erzbischöfe von Mainz das Gnadenbrot annehmen müssen. 
X. Die Zeit der Deformation und des 
Hroßen Krieges. 
37. Die deutsche (lutherische) Reformation. 
Der Ablaßhandel, die Ursache des Anfangs der Reformation. Ums 
Jahr 1517 lebte zu Rom ber Papst Leo X., ein prachtliebender, kunstsinniger 
Herr, der Künstler, Gelehrte und Schriftsteller um sich versammelte, herr¬ 
liche Bau- und Bildwerke ausführen ließ. Zum Bau und zur Aus¬ 
schmückung der Peterskirche brauchte er indes große Summen, und um 
einen Teil davon zu beschaffen, ließ er in Deutschland einen außerordent¬ 
lichen Sündenablaß für Geld ausschreiben. So durchzogen die Ablaßprediger 
das Reich und predigten. 
Nun war es besonders ein Mann, der Dominikanermönch Johann 
Tetzel, der Niederdeutschland durchreiste und den Ablaßhandel ganz geschäfts¬ 
mäßig betrieb. Auf öffentlichen Plätzen oder in Kirchen stellte er feine Kasten 
auf, daneben ein rotes Kreuz mit der Dornenkrone unb bes Papstes Wappen 
und bot seine Zettel aus sür kleine und große, für begangene und für noch 
zu begehende Sünden. Da strömte das törichte Volk zusammen, kaufte die 
Zettel und meinte nun, seiner Verantwortung vor Gott ledig zu sein. 
Ein häßliches Treiben war's, dieser Ablaßhandel! Es gab in Deutsch¬ 
land viele, die darüber erbittert waren; die meisten aber schwiegen still, weil 
sie zu viel Furcht hatten.
	        
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