Full text: Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts (H. 3)

— 3 — 
Wildes Aufenthaltsort, betreten. Aber treiben mußte er bei den großen 
Jagden der Herren manchmal tagelang. Dabei gab's viel Prügel, wie 
überhaupt das Prügeln der Bauern mit der Peitsche nicht selten war. 
Außer den Fronen lasteten obendrein alle Steuern auf den Bauern, 
und die schwersten Abgaben an Feldfrüchten, Vieh, Gerät u. a. m. mußten 
von ihnen geleistet werden. 
Die drei deutschen Ländergruppen. Das ganze deutsche Volk war 
durch die Reformation in zwei kirchlich verschiedene Teile geschieden 
worden. Vor dem Großen Kriege waren fast alle deutschen Gebiete mit 
Ausnahme der österreichischen, bayrischen und der geistlichen am Rhein, 
Main und in Westfalen evangelisch gewesen. Während des Großen Krieges 
wurde an vielen Orten, namentlich in Süddeutschland, das katholische Be¬ 
kenntnis wieder eingeführt. Norddeutschland dagegen blieb fast ganz evangelisch. 
Es bildete sich seitdem ein schroffer Gegensatz im deutschen Volke heraus. 
Das evangelische Norddeutschland, das katholische Süddeutschland und 
das gemischte Westdeutschland traten sich wiederholt feindlich entgegen. 
Ersteres hielt meist zu Schweden, letzteres zu Frankreich; Süddeutschland schloß 
sich an den Kaiser und an Spanien an. 
Es war traurig, daß sich das Reich also spaltete, und daß seine Teile 
sich aufs Ausland stützten. Die Schweden saßen an den Mündungen der 
Oder und Elbe, die Franzosen in einem Teile von Elsaß und Lothringen, 
und ersteres stimmte als deutscher Reichsstand im Reichstage mit. Beide 
waren zugleich Beschützer des Reichszustandes, wie ihn der Westfälische Friede 
hergestellt hatte. 
Die größeren Reichsländer. Die Gesamtzahl der deutschen Reichs¬ 
stände betrug, wie schon gesagt, etwa 260; dazu kamen 1500 Reichsritter, 
— eine bunte Länderkarle. Die bedeutendsten weltlichen Stände waren 
1. in Norddeutschland: 
Kurbrandenburg; Kursachsen; Mecklenburg, in zwei Linien 
(später Schwerin und Strelitz) geschieden; Schleswig-Holstein, in zwei 
Linien geschieden (Herzog der einen und zugleich deutscher Reichsfürst war 
der König von Dänemark); Braunschweig, in mehrere Linien gespalten; 
Hessen, in vier Linien geschieden; 
2. in Süddeutschland: 
Kurböhmen mit Schlesien und Österreich; Kurbayern; Kurpfalz; 
Württemberg; Baden, Lothringen. 
Die größeren geistlichen Reichsgebiete lagen meist in Westdeutsch¬ 
land: Kurmainz, Kurtrier, Kurköln usw. 
Die größeren Reichsstädte waren: Augsburg, Regensburg, 
Ulm, Nürnberg, Speier, Worms, Frankfurt a. M., Köln, Aachen, 
Dortmund, Goslar, Mühlhausen, Nordhausen, Hamburg, Bremen, 
Lübeck usw. 
Dazwischen lagen zerstreut die Gebiete von Herzogen, Fürsten, Grafen, 
Reichsrittern, Bischöfen und Äbten, kleinere Reichsstädte und freie Bauern¬ 
gemeinden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.