Full text: Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts (H. 3)

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Theiß vollständig. Der Sultan mußte Frieden machen und Ungarn und 
Siebenbürgen für immer an den Kaiser abtreten. Damit war nach sechzehn¬ 
jährigem Kriege die Türkengefahr abgewendet, und der Kaiser hatte sich 
außerhalb des Reiches, dicht an dessen Grenze ein großes Königreich erobert. 
Prinz Eugen blieb der gefeiertste Türkenbekämpfer. Er beschützte die 
neue Eroberung durch einen zweiten großen Sieg in der Schlacht bei 
Belgrad, 1717. Ein altes Soldatenlied hat diese berühmte Tat des „edeln 
Ritters", wie man Eugen nannte, besungen. 
4. Die Begründung der Zollernmacht in Brandenburg 
und Preuszen. 
I. Die Mark Drmidenöurg vor den Zollern. 
Albrecht der Bär, der gewaltige Wendenbezwinger, hatte die Mark 
Brandenburg auf slawischem Boden begründet und das Land dauernd deutsch 
gemacht. Als er 1170 gestorben war, setzten seine Nachkommen, die man 
die askanischen Markgrafen oder die Askanier nannte, sein Werk fort. Zu 
der Altmark und Mittelmark wurden die Priegnitz, die Uckermark, das Land 
Lebus, die beiden Lausitzen und jenseits der Oder die Neumark erworben. 
Das geschah teils kriegerisch, teils friedlich. Die Markgrafen besetzten die 
neuen Gebiete mit deutschen Kolonisten und wiesen die Angriffe der Böhmen 
und Polen, der Pommern und Dänen ab. Markgraf Waldemar 1319), 
ein heldenhafter Jüngling, widerstand sogar einem Bunde von vier Königen, 
vielen Herzogen und Fürsten und zwang seine Feinde zum Frieden. 
Als die Askanier bald nachher ausstarben, erhielt Brandenburg Mark¬ 
grafen aus dem bayrischen Hause. Dem letzten von diesen kaufte Kaiser 
Karl IV. der Luxemburger das Land ab, das in arge Verwirrung ge¬ 
raten war. Denn die Bayern waren schwache Regenten gewesen. 
Kaiser Karl war ein weiser Fürst, und seine Regierung in der Mark 
war segensreich. Er machte dem Raubritterwesen ein Ende, ließ die ver¬ 
wüsteten Höfe und Dörfer wieder aufbauen, Straßen anlegen, und Handel 
und Wandel wurden von ihm gefördert. Die Stadt Tangermünde an der 
Elbe machte er zu seiner märkischen Residenz, ließ sich ein Schloß dort er¬ 
bauen und gedachte sie zu einem Hafen- und Handelsplätze zu erheben. 
Leider starb er bald, und sein junger Sohn Sigismund, der später König 
von Ungarn und deutscher Kaiser wurde, ließ alles wieder verfallen. Schließlich 
verpfändete er die Mark an seinen Vetter, Markgraf'Jobst von Mähren, 
der ihm viel Geld geliehen hatte. Jobst kümmerte sich gar nicht um das 
Land. Er kam nur herein, um neue Steuern aufzulegen oder sonst Geld 
zu erpressen. Der Raubadel erhob wiederum das Haupt und begann Bürger 
und Bauern zu schinden und zu plündern. Als endlich Jobst im Jahre 1411 
starb, fiel die Mark an Sigismund zurück. Der kam nun zwar nicht selbst, 
um Ordnung zu schaffen; aber er sandte einen Statthalter hin. Friedrich 
von Zollern, Burggraf von Nürnberg, sollte der Mark Brandenburg 
den Frieden bringen.
	        
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