Königin gebracht. Nun waren die Mörder ihres Gemahls in
ihrer Hand. Sofort befahl sie, Gunther zu töten; Hagen aber
schlug sie mit Siegfrieds Schwerte selber das Haupt ab. In
demselben Augenblicke traf sie der Schlag eines andern Helden;
mit lautem Schrei sank sie neben der Leiche ihres Todfeindes
leblos nieder.
3. Gudrun.
1. Wie Gudrun geraubt wurde.
Vor alten Zeiten lebte an den Ufern der Nordsee das Volk
der Hegelingen. Der König hieß Hettel, seine Gemahlin war
die schöne und edle Hilde. Das Königspaar hatte zwei lieb-
liche Kinder, einen Knaben, namens Ortwin, und eine Tochter,
Gudrun. Diese war so schön, daß viele Fürsten und Könige
sie zur Frau begehrten. Eines Tages warb auch der junge
Hartmut um die Hand der holden Jungfrau. Sein Vater, König
Ludwig, herrschte über die Normannen. Doch die Königin Hilde
lieferen Freier schroff abweisen. Bald stellte sich ein neuer Werber
ein; °es war der tapfere König Herwig von Seeland. Er ge-
wann das Herz der schönen Königstochter. Nach wenigen Wochen
wurde eine fröhliche Verlobung gefeiert. Im nächsten Jahre sollte
eine glänzende Hochzeit stattfinden.
Allein als Hartmut von Gudruns Verlobung horte, er-
grimmte er und beschloß, die Jungfrau mit Gewalt zu entführen.
Die Umstände waren seinem Plane günstig. Hettel hatte nämlich
mit seinen Mannen das Land verlassen, um einen fernen Feind
zu bekriegen. Plötzlich erschienen die Normannen in dem wehr-
losen Lande und belagerten die Burg Hettels, die nur von einer
kleinen Anzahl Ritter verteidigt werden konnte. Schon nach
wenigen Tagen wurde die Feste erstürmt und auf der Mauer das
feindliche Banner aufgepflanzt. Gudrun wurde als Gefangene
entführt.
2. Wjie um Gudr|un gekämpft wurde.
Als König Hettel von dem Raube feiner Tochter Kunde er-
hielt,'jfchloß er schnell mit seinem Feinde Frieden, bestieg seine
Schiffe und eilte den Normannen nach. Auf dem Wülpenfande,
einer Insel in der Nordsee, holte er die Fliehenden ein. Sofort
begann ein entsetzliches Ringen. Die Speere flogen wie die
Schneeflocken durch die Luft. Doch behende sprangen die Hege-
lingen ans Land, zogen die scharfen Schwerter und schlugen
manche tiefe Wunde. Am furchtbarsten wütete der alte Wate,
ein Ritter König Hettels. Seinen Hieben konnten die Feinde
nicht widerstehen. Mitten im Kampfgewühle traf er auf König