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entsetzt und fortgcjagt wurde, und 11 Jahre umherirrte, bis er im
höchsten Elende starb.
In Deutschland regierte nach ihm Arnulph von Karnthen,
Karlmann's Sohn. Er stritt tapfer gegen die Normänner und Sla-
ven, wurde auch Kaiser, starb aber früh. Sein Sohn Ludwid das
Kind war 6 Monate alt, und starb 911 mit 18 Jahren, der letzte
Karolinger in Deutschland.
§. 28.
Die Karolinger in Frankreich.
Karl der Kahle war eigentlich der erste König von Frankreich.
Er und seine Nachfolger waren die elendesten Herrscher, und erhielten
von ihren eigenen Unterthanen allerlei schimpfliche Beinamen, wie Lud¬
wig der Stammler, Karl der Einfaltige, Ludwig der'Faule.
Sie hatten unaufhörliche Kriege mit Brüdern und Vettern, und über
die Thronfolge brach gewöhnlich ein Bürgerkrieg aus. Unter den
schwachen Königen dehnten die Vasallen ihre Lehen immer weiter aus,
uüd starb einer, so ertrotzte sein Sohn von dem Könige mit dem
Schwerte die Belehnung, wenn er sie in der Güte nicht erlangen
konnte. Der Herzog Bo so riß sich von dem Könige (Karl dem Di¬
cken) ganz los, nannte sich König von Provence, und wußte sein
Reich zu behaupten. Die Normanner besetzten eine große Landschaft
im nördlichen Frankreich, die Normandie von ihnen genannt, und
ihr Herzog Rollo versprach, Christ zu werden, und die Normandie
vom Könige zur Lehn zu tragen. Karl der Einfältige konnte nicht
verweigern, was der Eroberer schon besaß, und Rollo erhielt in der
Taufe (912) den Namen Robert; er wurde ein wackerer Herrscher
und eifriger Christ.
Um sich gegen die mächtigen alten Vasallen zu schützen, ernann¬
ten die Könige neue Herzoge und Grafen, und belehnten sie mit Kron-
gütern. Anfangs waren diese Emporkömmlinge dankbar, und halfen
dem Könige gegen die alten Vasallen, aber kaum fühlten sie sich kräf¬
tig, so waren sie nicht besser, als jene. Dann folgten neue Standes¬
erhöhungen, neue Belehnungen. Dadurch verschenkten die französischen
Könige sich so sehr, daß zuletzt König Ludwig tV. von dem ganzen
großen Reiche nichts mehr übrig hatte, als die einzige Stadt Laon,
in welcher er wohnte.
Nun war es Zeit, daß die Fürsten sich nach einem kräftigeren
Regenten umsahen. Hugo der Große war damals der mächtigste
Vasall, Herzog von Neustrien (zwischen der Seine und Loire), von
Francien (zwischen der Seine und Maas) und von Burgund.
Dieser brachte es dahin, daß 987 sein Sohn Hugo Capet (Breit¬
kopf) König von Frankreich wurde. Aus diesem Hause sind bis jetzt
alle französischen Könige entsprossen, die Capetinger genannt.
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