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Die Demuth.
Es harrten einst am Himmelsthor
Und klopften stark und laut davor
Die Weisheit und die Tugend
Der Ruhm gesellte sich dazu,
Die Macht erschien, es trat hinzu
Die Kraft in frischer Jugend.
Der Himmelsmwaͤchter schaut heraus,
Und fpricht: »Wer laͤrmt hier vor dem Haus.
Darin der Friede wohnet?
Wer seid ihr, und was treibt hierher
Euch fuͤr ein ungestuͤm Begehr,
Hier, wo die Liebe thronet ?«
»»Wir wollen in den Himmel ein !««
»Gemach! was kommt ihr so allein?
Die Schwester fehlt, die holde,
Die ihre Schoͤnheit euch zu leihn,
Mit ihrem Werthe euch zu weihn,
Euch nie verlassen sollte.
D Weisheit, wie bist Du so schal!
O Tugend, wie erscheinst Du kahl!
O Ruhm und Macht, beweglich
Ist euer Grund! O Kraft, wie ganz
Fehlt Dir der wahre Jugendglanz!
O wie erscheint ihr klaͤglich!«
Sie schaͤmen sich und gehn darauf,
Und suchen bald die Demuth auf,
Dort, wo sie weilt im Stillen.
Und freundlich laden sie sie ein,
Und schuͤchtern willigt sie darein,
Die Bitte zu erfuͤllen.