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laut preisend für die Gnade, Theil zu haben an der Bezeugung der Wahr¬
heit, starben die Christen. Und dieses Sterben entzündete das Glaubens¬
leben in Anderer Herzen. Auch auf die Heiden mußte der Heldenmuth der
Märtyrer, ihre Standhaftigkeit in den großen Martern, ihre Freudigkeit
im Bekenntniß und ihre Lob- und Danklieder eine gewaltige Macht aus¬
üben und sie anlocken, die todten, vergänglichen Götzen zu verlassen und zu
dem Gott sich zu bekehren, der in den Schwachen so mächtig war. Das
Wort eines großen Kirchenlehrers jener Zeit wurde zur Wahrheit: „Unsere
Zahl nimmt desto mehr zu, je mehr man uns zu dämpfen sucht," und mit
Recht konnte man sagen: „Das Blut der Märtyrer ward ein Same der
Kirche."
50. Lonstantin der Große.
(333 n. Chr.)
Trotz der äußeren Herrlichkeit, in welcher das unermeßliche römische
Kaiserreich unter dem großen Augustus prangte, ging es doch nach und
nach seiner Auflösung entgegen. Wir haben schon gelesen (Nr. 47), wie
neben dem äußeren Glanze unter Angustus auch das innere Verderben
furchtbar gestiegen war. Allerlei abscheuliche Laster herrschten in allen
Ständen; das oberste dieser Laster war die Genußsucht, aus der die meisten
anderen entsprangen. Die Götter standen wohl noch in den von Marmor
und Gold starrenden Tempeln, aber der sittliche Inhalt des Götterglaubens
toat verflüchtigt, und man begnügte sich mit glänzenden Festen, die nur die
Sinne ergötzten. Und nicht besser wie das Volk waren die Kaiser auf dem
glänzenden Throne Roms, die nach Angustus herrschten. Ja, unter ihnen
finden sich mehrere, die an Schändlichkeit und Grausamkeit in der Geschichte
kaum ihres Gleichen haben.
Gleich die ersten sieben Nachfolger desAugustus waren theils grau¬
same, mordsüchtige Wütheriche, theils Schwächlinge, die dem Volke ein Spott
wurden. Der ruchloseste und unmenschlichste war Nero, welcher ums
Jahr 60 n. Chr. auf dem Throne saß. Er ermordete seine Mutter, seine
Gattin, seinen Lehrer und Tausende der angesehensten Römer. Er ver¬
brannte Rom, um das Vergnügen zu haben, ein brennendes Häusermeer zu
sehen und eine schönere Stadt wieder aufzubauen, und ergötzte sich an den
Todesqualen der verfolgten Christen. Nachdem er als Schauspieler in der
Welt umhergereist war, tödtete er sich selbst.
Indeß gab es neben den vielen schlimmen auch einige gute Kaiser, wie
den Titus, welcher von seinem Volke „der Liebling der Mensch¬
heit" genannt wurde. Wohlthun war seine Freude. Und wenn er ein¬
mal an einem Tage nichts Gutes gethan hatte, so sagte er traurig: „Diesen
Tag habe ich verloren."
Ueber dreihundert Jahre hatten die Kaiser regiert, und immer mehr
war durch Sitteuverderbniß, Einfälle fremder, besonders deutscher Völker und
Bürgerkriege, bei denen oft drei und mehr Kaiser regierten, das Reich
geschwächt worden; da trat einmal wieder ein Kaiser auf, der durch