Full text: Geschichte für konfessionell gemischte Schulen (Nr. 19)

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Geschichte. 
I 
Staaten. Sie boten Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone an. Da 
aber Österreich seinen Einfluß in Deutschland nicht aufgeben wollte, lehnte der 
König das Angebot mit den Worten ab: „Eine Kaiserkrone kann nur aus dem 
Schlachtfelde errungen werden." Mit den meisten norddeutschen Staaten schloß 
Preußen einen Bund [Union], während die süddeutschen Staaten an Öster¬ 
reich Anschluß suchten. So waren die Einigungsbestrebungen vergeblich 
gewesen. Österreich führte nach wie vor am Bundestage den Vorsitz und 
entschied auch ferner über Deutschlands Geschicke. 
4. Förderung der Kunst, Aufblühen von Handel und Gewerbe. Friedrich 
Wilhelm IV. war ein eifriger Verehrer von Kunst und Wissenschaft. In 
Berlin und Düsseldorf entstanden berühmte Malerschulen. Der Cölner Dom¬ 
ban, der jahrhundertelang unterbrochen war, wurde wieder aufgenommen 
nnd mit der Wiederherstellung der Marienbnrg sowie dem Stammschlosse der 
Hohenzollern begonnen. Auch Gewerbe und Handel nahmen einen mächtigen 
Aufschwung. Es entstand die Eisengießerei nnd Lokomotivenfabrik von Borsig 
in Berlin und die Gußstahlfabrik von Krupp in Essen, die noch heute durch 
die Lieferung vorzüglicher Kanonen und Schiffspanzer Weltruf genießt. In 
Solingen entstanden Fabriken zur Herstellung von Messern, Scheren, Schwer¬ 
tern und andern Eisenwaren. Nikolaus Dreyse erfand das Zündnadelgewehr. 
— Die Dampfmaschine brachte auch im Verkehrswesen eine große Umwälzung 
hervor. 1852 wurde die Ostbahn eröffnet, die der König als eins der 
größten Werke seiner Regierung bezeichnete. 
5. Ende des Königs. 1857 verfiel der König in eine unheilbare Krank¬ 
heit und konnte das Land nicht mehr selbst regieren. Da er kinderlos war, 
wurde sein Bruder Wilhelm mit dem Titel „Prinzregent" als sein Vertreter 
eingesetzt. 1861 starb der König nach schwerem Leiden. 
XI. Wilhelm I. (1861—1888). 
1. Seine Jugend. Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 als zweiter 
Sohn Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise geboren. In seiner 
Jugend war er sehr schwächlich; deshalb erzog und pflegte ihn seine Mutter 
mit besonderer Liebe und Sorgfalt. Der junge Prinz zeigte große Neigung 
zum Soldatenleben; ans diesem Grunde wurde schon vom neunten Lebens¬ 
jahre ab seine militärische Ausbildung mit Eifer betrieben. Als er 10 Jahre 
alt war, brach der unglückliche Krieg über das Vaterland herein, und 3 Jahre 
später traf ihn durch den Tod feiner geliebten Mutter der schwerste Schlag. 
Erst nach der Schlacht bei Leipzig durfte er ins Feld ziehen; er zeigte vor 
dem Feinde großen Mut, so daß ihm sein Vater das Eiserne Kreuz verlieh. 
Im Alter von 32 Jahren vermählte er sich mit der Prinzessin Angnsta von 
Sachsen-Weimar, mit der er bis an sein Ende in glücklicher Ehe lebte. 
2. Verbesserung des Heerwesens. Als Wilhelm I. die Regierung ange¬ 
treten hatte, suchte er zunächst Preußens Ansehen nach außen zu heben. Dazu 
brauchte er ein starkes Heer. Seit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 
hatte man die Stärke des Heeres unverändert gelassen, während die Bevöl-
	        
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