Object: Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee (Bd. 11)

Deutschlands Ostseegestade. 5 
auch von Handelsleuten der seltene Weg berufsmäßig benutzt. Selbst Truppen 
sind schon übers Eis der Ostsee geführt worden, wie beispielsweise unter Karl X. 
Gustav von Schweden, in den ersten Monaten des Jahres 1658. 
Die Masse des Wassers, die das östliche Meer faßt, ist verhältnismäßig gering. 
Es ist im ganzen ein seichtes Meer, im Mittel 67 m tief. Außer bei Gotlaud (186, 
sogar 276 m) kommen Tiefen von mehr als 100 m gewiß selten vor. Die Sonde 
trifft gewöhnlich schon bei 16—30 m den Grund. Der letztere besteht zumeist aus 
Sand. Doch kann der Sand zu grobem Kies und der Kies zu eigentlichen Stein- 
lagern werden. Steinlager sind unter Umständen ein Schatz und geben gute Aus- 
beute, wie z. B. bei Brüster Ort zum Zwecke von Molenbauten. Schlamm und 
Schlick kommt seltener schon in der Nähe der Ufer vor. Klippen kennt wenigstens 
die deutsche Küste so gut wie gar nicht, wohl aber Sandbänke und Untiefen. 
Ein Gürtel solcher Untiefen ersteckt sich zwischen Bornholm und Rügen und 
teilt das ganze, für Deutschlands Küsten in Betracht kommende Waffergebiet 
der Ostsee in zwei Hälften, die in mehr als einer Beziehung verschieden sind. 
Verschieden zunächst hinsichtlich des Bodens. Denn es mangelt im östlichen 
Ostseebecken an festem, steinigem Grunde mehr als im Westen, und geradezu 
arm ist dort der Meeresboden an kohlensaurem Kalk. Ferner hinsichtlich des 
Wassers. Denn wenn auch die Ostsee überall weit weniger salzhaltig ist als 
etwa die Nordsee mit ihren 3—3x/2 %> f° enthält doch das westliche Becken 
einen noch immerhin erheblichen Prozentsatz dieses wichtigen Bestandteiles. Der 
Einfluß der nahen Nordsee ist dort fühlbar. Aber im Osten herrscht förmlich 
Salzarmut. Bei Kiel mißt man doch 1,g %, bei Hela und Memel nur halb 
soviel. In der Tiefe ist, weil die schwerereu Bestandteile nach unten drängen, 
der Salzgehalt ein wenig beträchtlicher als in den oberen Schichten. Das süße 
Wasser, das durch die Flüsse einströmt, breitet sich auf der Oberfläche des 
Meeres aus und mischt sich erst allmählich mit der Salzflut. Von der Nordsee 
strömt, trotz der Seichtigkeit der Meeresengen, über den Meeresboden hin ein 
salzhaltigerer Unterstrom herein. Aber eben dieser dringt über die Untiefen 
zwischen Bornholm und Rügen nicht vor. 
Durch die ebenerwähnten Verhältnisse ist naturgemäß das Pflanzen- und 
Tierleben des Meeres sehr wesentlich bedingt. Daher rührt die ungemeine Ver- 
schiedenheit der Flora und der Fauna im östlichen und westlichen Ostseebecken. 
In jeder Beziehung erscheint das letztere vor dem erstgenannten bevorzugt. 
Von wirbellosen Tieren fand man bisher im westlichen Becken 216, im östlichen 
nur 69 Arten. Und wenn auch hier infolge des geringeren Salzgehaltes Süß- 
wasserfische aus den Flüssen in größerer Zahl auch im Meere angetroffen werden, 
so ist das doch kein Ersatz dafür, daß hier die Zahl der eigentlichen Seefische 
geringer ist. Von welcher Bedeutung aber dieser Umstand wieder für das 
wirtschaftliche Leben der verschiedenen Küstengebiete ist, liegt auf der Hand. 
Noch schwerer fällt dafür ins Gewicht der ebenfalls für diese beiden Gebiete so 
außerordentlich verschiedene Bau der Küsten. 
Über die horizontale Gliederung der Küste belehrt uns schon ein flüch- 
tiger Blick auf die Karte. Fassen wir sie, vom Kleinen Belt ausgehend, etwas 
genauer ins Auge. Die Küste zieht zunächst, die Krümmungen nicht mit ver- 
anschlagt, 130 km nach Südsüdosten bis zur Kieler Bucht. Aber die Küsten- 
entwickelung ist bedeutend. Lange Seezungen strecken sich ins Land, Inseln und
	        
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