Full text: Geographische Skizzen aus Europa

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von der man ebenfalls eine schöne Aussicht genießt, als die merk¬ 
würdigste bezeichnet werden. 
Ueber den Thüringerwald breitet sich ein vielverzweigtes Wasser¬ 
netz aus, welches den Stromgebieten der Elbe, der Weser und des 
Rheins (Main) angehört. Wir nennen von den hier entspringen¬ 
den Flüssen nur die Rodach, die Jtz, die Ilm, die Gera mit der 
Apfelstädt, die Werra und die Hörsel mit der Leine. Die Thäler 
des Thüringerwaldes zeichnen sich meist durch Naturschönheiten 
aus. Mit Recht berühmt und vielbesucht sind insbesondere die 
Thäler der Gera und Ilm, die Thäler um den Jnselsberg, sowie 
im südöstlichen Theile des Gebirges das herrliche Schwarzathal, 
das liebliche Loquitzthal und das Thal der in diesen Fluß mün¬ 
denden Sormitz. Daher ist der Thüringerwald alljährlich das Ziel 
zahlreicher Reisenden, welche die Anmuth seiner Thäler, die reine 
Luft und freie Aussicht seiner Anhöhen, die Großartigkeit seiner 
Bergketten, die Gemüthlichkeit seiner Bewohner, die Freundlichkeit 
seiner Städte, Flecken und Dörfer, auch wohl die Heilkraft seiner 
Wasser und die Nettigkeit seiner fürstlichen Residenzen herbeilockt. 
Der Jnselsberg ragt gegen das Nordwestende des Thüringer¬ 
waldes hin mit kahler Kuppe, gleich einer Insel, über die niedri¬ 
gen, bewaldeten Berge der Nachbarschaft und hat eine herrliche 
Aussicht. Ueberhaupt ist er der schönste und merkwürdigste Berg 
des Thüringerwaldes. Er gehört zum Theil zu Gotha, zum Theil 
zur ehemaligen kurhessischen Herrschaft Schmalkalden. Das Gestein 
des Berges besteht aus röthlichbraunem Thonporphyr, der von' 
Feldspath und Quarz durchzogen wird. Auf der Spitze des Ber¬ 
ges befindet sich ein Wirthshaus zur Aufnahme der zahlreichen 
Fremden. Die Zahl der Städte, Dörfer und Schlösser, welche 
man übersieht, betrügt mehr als 150. Zu unseren Füßen sehen 
wir in nächster Umgebung die 1150' hoch liegenden Dörfer Groß- 
und Klein-Tabarz; das ehemalige reiche Kloster, jetzt geschmackvolle 
Lustschloß Reinhardsbrunnen, 1210' über dem Meere, mit der 
Gruft der thüringischen Landgrafen, zwischen frischem Wald, Wie¬ 
sen und Teichen; in der Nähe die Erziehungsanstalt Schnepfenthal 
und weiterhin die Stadt Waltershausen mit dem Schlosse Tenne¬ 
berg. Gegen O. erblickt man die Stadt Friedrichroda, 1304' über 
dem Meere, und daneben das Pfarrdorf Ernstroda. Im Südost, 
über die Tanzbuche hin, erhebt sich der Spießberg. Im S. erblickt 
man die Flecken Brotterode und Klein-Schmalkalden, den Giesels¬ 
berg, die Stadt Schmalkalden, 910' über dem Meere, und daneben 
den Stillerstein. Weiter nach W. zu erreicht das Auge den Mfi. 
Steinbach mit dem Schlosse Altenstein, den Flecken Schweina, Dorf 
und Bad Liebensteiu mit seiner Ruine, die Stadt Salzungen an 
der Werra und nördlich davon Möhra, den Stammort der Eltern 
Luthers. Im Nordost liegt Ruhla, halb gothaisch, halb weimarisch,
	        
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