Full text: Geschichte für evangelische Schulen (Nr. 4)

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Der Weltkrieg 1914/17. 
Kranken-, Wohnungs- und Ernährungsfürsorge, Einrichtung von Arbeitsstuben für 
beschäftigungslos gewordene Frauen, Regelung der kriegsgemäßen Lebensweise durch 
belehrende Vorträge und Abhaltung von Kriegskochkursen, Fürsorge für Krieger¬ 
witwen und -Waisen, Soldatenfürsorge durch Einrichtung von Soldatenrasten, Be¬ 
schaffung von Lesestoff für die Verwundeten und Einrichtung von Unterhaltungs¬ 
abenden in den Lazaretten, Berufsberatungen, gerechte Verteilung der Kriegsunter¬ 
stützungen, Erntehilfe usw. Tausende von Frauen gehören der Kriegsorganisation nicht 
an; aber sie verwalten Beamtenstellen und haben dabei auf gefährdeten Posten mit¬ 
unter länger ausgehalten als die männlichen Beamten. Wir finden sie rastlos tätig 
in den Kontors größerer Handelshäuser und Banken und in den Bureaus der staatlichen 
und städtischen Verwaltungsbehörden. Sie versehen den Dienst der Briefträger und 
der Wagenführer bei der elektrischen Straßenbahn und führen in Handel, Gewerbe 
und Industrie mit Umsicht die Geschäfte ihrer im Heere stehenden Männer. Sie sind 
ihren Kindern Väter und Mütter zugleich. Viele Frauen können sich nicht öffentlich 
betätigen, weil sie in ihrer Familie unabkömmlich sind; aber ihr stiller Heldenmut im 
Entbehren, ihre Geduld im Ertragen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die stille, 
würdige Art ihrer Trauer beim Verlust geliebter Familienmitglieder verdienen höchste 
Bewunderung. 
6) Die Kriegshilse der Schuljugend. Bei der Lösung der großen vaterländischen 
Aufgaben haben sich während des Krieges auch die deutschen Schüler unter der Leitung 
ihrer Lehrer sehr erfreulich beteiligt. Sie sammelten Metalle, Gummi, Papier, Kerne 
von Obst, Südfrüchten und Sonnenblumen, Blätter und Blüten geeigneter Kräuter 
und Bäume als Teeersatzmittel, Wildgemüse, Brennesseln, Pilze und Beeren. Sie 
führten der Reichsbank Millionen an Goldgeld zu und unterstützten mit großem Erfolg 
die Goldankaufstellen. Ihre Beiträge zu den Kriegsanleihen, zur II-Boot-Spende 
und zur Nagelung von Ehrensäulen (Eiserner Hindenburg, Eiserner Wehrmann) er¬ 
reichten eine staunenswerte Höhe. Mit Eifer beteiligten sie sich an Erntearbeiten, an 
der Vertilgung von Unkräutern und von Raupennestern auf Obstbäumen. Die Mädchen 
fertigten Strümpfe und andere Kleidungsstücke für die Front und besserten Wäsche 
für die Lazarette aus. So tmg die deutsche Jugend nach besten Kräften dazu bei, 
das Durchhalten an der Front und in der Heimat möglich zu machen. Sie erweckte 
dadurch auch im Elternhause und in weiteren Kreisen Verständnis für die Pflichten 
der Staatsbürger in schwerer Zeit. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.
	        
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