32
Der Weltkrieg 1914/17.
Kranken-, Wohnungs- und Ernährungsfürsorge, Einrichtung von Arbeitsstuben für
beschäftigungslos gewordene Frauen, Regelung der kriegsgemäßen Lebensweise durch
belehrende Vorträge und Abhaltung von Kriegskochkursen, Fürsorge für Krieger¬
witwen und -Waisen, Soldatenfürsorge durch Einrichtung von Soldatenrasten, Be¬
schaffung von Lesestoff für die Verwundeten und Einrichtung von Unterhaltungs¬
abenden in den Lazaretten, Berufsberatungen, gerechte Verteilung der Kriegsunter¬
stützungen, Erntehilfe usw. Tausende von Frauen gehören der Kriegsorganisation nicht
an; aber sie verwalten Beamtenstellen und haben dabei auf gefährdeten Posten mit¬
unter länger ausgehalten als die männlichen Beamten. Wir finden sie rastlos tätig
in den Kontors größerer Handelshäuser und Banken und in den Bureaus der staatlichen
und städtischen Verwaltungsbehörden. Sie versehen den Dienst der Briefträger und
der Wagenführer bei der elektrischen Straßenbahn und führen in Handel, Gewerbe
und Industrie mit Umsicht die Geschäfte ihrer im Heere stehenden Männer. Sie sind
ihren Kindern Väter und Mütter zugleich. Viele Frauen können sich nicht öffentlich
betätigen, weil sie in ihrer Familie unabkömmlich sind; aber ihr stiller Heldenmut im
Entbehren, ihre Geduld im Ertragen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die stille,
würdige Art ihrer Trauer beim Verlust geliebter Familienmitglieder verdienen höchste
Bewunderung.
6) Die Kriegshilse der Schuljugend. Bei der Lösung der großen vaterländischen
Aufgaben haben sich während des Krieges auch die deutschen Schüler unter der Leitung
ihrer Lehrer sehr erfreulich beteiligt. Sie sammelten Metalle, Gummi, Papier, Kerne
von Obst, Südfrüchten und Sonnenblumen, Blätter und Blüten geeigneter Kräuter
und Bäume als Teeersatzmittel, Wildgemüse, Brennesseln, Pilze und Beeren. Sie
führten der Reichsbank Millionen an Goldgeld zu und unterstützten mit großem Erfolg
die Goldankaufstellen. Ihre Beiträge zu den Kriegsanleihen, zur II-Boot-Spende
und zur Nagelung von Ehrensäulen (Eiserner Hindenburg, Eiserner Wehrmann) er¬
reichten eine staunenswerte Höhe. Mit Eifer beteiligten sie sich an Erntearbeiten, an
der Vertilgung von Unkräutern und von Raupennestern auf Obstbäumen. Die Mädchen
fertigten Strümpfe und andere Kleidungsstücke für die Front und besserten Wäsche
für die Lazarette aus. So tmg die deutsche Jugend nach besten Kräften dazu bei,
das Durchhalten an der Front und in der Heimat möglich zu machen. Sie erweckte
dadurch auch im Elternhause und in weiteren Kreisen Verständnis für die Pflichten
der Staatsbürger in schwerer Zeit.
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.