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die Brandenburger in Nachteil. Als dies der Kurfürst gewahrte, eilte er
an den gefährdeten Platz. Nach der Chronik glichen seine Augen „zween
funkelnden Kometen“. Er stellte sich an die Spitze der Schwadronen und
rief: „Getrost, tapfere Soldaten, ich, euer Fürst und nun euer Hauptmann,
will siegen oder ritterlich mit euch flerben.“ Dann ging es vorwäris. Der
Kurfürst ward von den Schweden, die mit oft bewährter Tapferkeit fochten,
umringt; aber neun brandenburgische Reiter ließen ihre Klingen sausen und
hieben ihn wieder heraus. Noch eine Weile schwankte die Schlacht. Da
nahm die brandenburgische Reiterei, an deren Spitze die Gestalt Derfflingers
hervorstach, einen wuchtigen Anlauf. Das brachte die Entscheidung; die
Schweden wankten, wichen, flohen. Anfangs fanden die Fliehenden in
Fehrbellin Schutz. Als man zu einer Beschießung der Stadt riet, sagte
der Kurfürst: „Ich bin nicht gekommen, mein Land zu verwüsten, sondern
es zu retten.“ Bald gelang es vollständig, die Schweden aus dem Lande
zu vertreiben. Mit der ihnen abgenommenen Kriegsbeute wurden die ge⸗
plünderten Einwohner entschädigt.
Die Schweden wurden dann rastlos verfolgt; Friedrich Wilhelm er—
oberte Vorpommern mit Stettin und die Insel Rügen. Die Früchte
dieser glänzenden Waffentaten sollte er aber nicht genießen. Vom deutschen
Kaiser im Stich gelassen, mußte er der Forderung Ludwigs XIV. nachgeben
und auf seine Eroberungen verzichten. Nur den Ruhm konnte man ihm
nicht rauben. Voll Schmerz rief der edle Kurfürst aus: „Möge einst aus
meinen Gebeinen ein Rächer entstehen!“
Was dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm aber zu noch höherem Ruhm
gereicht, als die vielen von ihm erworbenen Kriegslorbeeren, das ist die
weise Fürsorge, die er dem Wohlergehen seiner Untertanen, über—
haupt der inneren Entwicklung seines Reiches widmete. So zog er aus
der Schweiz und den Niederlanden tüchtige Kolonisten ins Land und be—
schenkte oder begünstigte sie. Die wegen ihres Glaubens aus Frankreich
vertriebenen Protestanten Gugenotten) — gegen 30000 — fanden
in seinen Staaten eine Zuflucht, sie brachten durch ihren Fleiß und ihre
Kunstfertigkeit das Land auf eine höhere Stufe des Wohlstandes. — Er
förderte den Ackerbau, indem er Saalkorn, Ackergerät und Vieh darbot;
auch zum Obst- und Gartenbau hielt er die Landleute ann Wer heiraten
wollte, mußte zuvor sechs junge Eichen gepflanzt und sechs Obstbäume ver—
edelt haben. In seinem Lustgarten hinter dem Berliner Schlosse, wie in
seinem Küchengarten, legte er selbst Hand an beim Säen, Pflanzen, Ver—
edeln usw. und zog feinere Gemüse, die ihm aus Holland geliefert wurden.
Ebenso veranlaßte er den Anbau der Kartoffeln und des Tabaks. Seine
Gemahlin Luise Henriette ward ihm auch bei diesen Dingen eine getreue
Gehilfin. Um die Bildung in seinem Lande zu heben, gründete er Volks—
schulen, legte eine öffentliche Bibliothek an und förderte auf alle Weise ge—
werbliche, künstlerische und wissenschaftliche Tätigkeit. So verdiente er
auch durch seine Friedenswerke in vollem Maße den ehrenden Beinamen
„der Große Kurfürst.“
Nach 48jähriger, unausgesetzter Arbeit für das innere und äußere