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in dem jungen Manne steckt mehr als ein Marius!" Bald darauf reiste Cäsar
nach Rhodus^ um sich bei dem berühmten Redner Molon in der Beredsamkeit
weiter auszubilden. Unterwegs wurde er von Seeräubern gefangen genommen,
die 20 Talente von ihm forderten. „Was?" rief er unwillig, „für einen Mann
wie mich nur 20 Talente! Fünfzig sollt ihr haben!" Während seine Freunde
das Geld holten, benahm er sich nicht als Gefangener, sondern als Herr der
Seeräuber und drohte, er werde sie später alle kreuzigen lassen. Endlich kamen
die Boten zurück, und er löste sich wirklich mit 50 Talenten. Kaum aber war
er frei, so bemannte er einige Schiffe, um die Räuber zu verfolgen. Er holte
sie in der That ein und ließ sie sämtlich ans Kreuz schlagen.
In Rom führte Cäsar ein leichtsinniges und verschwenderisches Leben,
gewann aber zugleich durch freigebige Spenden einen bedeutenden Anhang beim
Volke. Als Quästor in Spanien bewährte er sich als tüchtiger Feldherr, und
das große Vermögen, welches er dort erwarb, setzte ihn in den Stand, sein
früheres üppiges Leben in Rom fortzusetzen. Die Gunst des Volkes erhob ihn
von Stufe zu Stufe. Selbst die Würde eines Oberpriesters, die man sonst
nur bejahrten und verdienten Männern verlieh, wurde ihm schon mit 27 Jahren
übertragen. \
a) Das erste Triumvirat, 60. Pompejus war nach seinem
Triumphe in Feindschaft mit dem Senate geraten. Er ließ sich deshalb
leicht von Cäsar für ein enges Bündnis gewinnen, in welches auch Crassus,
der reichste aller Römer, aufgenommen wurde. Der Zweck dieses Trium¬
virats oder Dreimännerbundes war die völlige Beherrschung des Staates.
Ohne den Senat zu fragen, verteilten die Triümvirn die Ämter und sogar
die Provinzen unter sich. Pompejus, der in Rom blieb, nahm Spanien
und Africa, Crassus das reiche Syrien, Cäsar Gallia cisalpina,A^~
\j b) Cäsars Kriege in Gallien. Zu Cäsars Anteile gehörte auch der
südliche Teil des heutigen Frankreich. Dieses große und fruchtbare Land
war von den kriegerischen Kelten oder Galliern bewohnt, welche bis dahin
ihre Freiheit bewahrt hatten; Cäsar aber^ unterwarf in einem achtjährigen
Kampfe die uneinigen gallischen Stämme und sicherte die neugewonnene
Provinz Gallia transalpina (das jenseitige Gallien) durch eine milde
und einsichtsvolle Verwaltung. Er besiegte auch ein Heer der Germanen,
welche unter Ariovist in Gallien eingefallen waren, und überschritt zweimal
den Rhein. Auch nach Britannien setzte-er zweimal mit einem Heere über.
c) Der zweite Bürgerkrieg. 49—48. Nachdem Crassus in einer
unglücklichen Schlacht gegen die Part her gefallen war, erkaltete die Freund¬
schaft zwischen Pompejus und Cäsar. Der erstere wurde nämlich durch
die Siege und den steigenden Ruhm Cäsars mit Mißtrauen und Besorgnis
erfüllt und schloß sich darum wieder der Senatspartei an. Um Cäsar un¬
schädlich zu machen, bewog er den Senat zu dem Beschlusse, Cäsar solle
seine Legionen entlassen; gehorche er nicht, so werde man ihn für einen