In Abwesenheit des Pompejus war Rom durch die Wachsamkeit des Cousuls M^Tullius
Marcus Tullius Cicero einer großen Gefahr entgangen. Lucius Sergius Teat bk '
Catilina, einer angesehenen Familie entsprossen, hatte sich als Statthalter in Afrika ^Ber"chiE
großartige Erpressungen zu Schulden kommen lassen und war deshalb bei der Be- r,mq 63.
Werbung um das Consulat durchgefallen. Cicero aus Arpiuum, der Heimath des
Marius, war wegen seines bedeutenden Rednertalentes Consnl geworden. Da be¬
schloß der ruchlose Brudermörder Catilina (S. 123) sich zu rächen, und stiftete mit
lasterhaften herabgekommenen Freunden eine Verschwörung, um einerseits sich zum
Herrn des Staats zu machen, andrerseits, um die Schuldbücher zu vernichten und
die Wohlhabenden zu plündern. Der saubere Bund beabsichtigte, Rom an vier Ecken
anzuzünden und die allgemeine Verwirrung zur Erreichung seiner Pläne zu benutzen.
Allein der wachsame Eonsul Cicero entdeckte das fein angelegte Bubenstück, zwang
den Catilina zur Flucht und setzte im Senate durch, daß die eingezogenen Verschwo¬
renen zum Tode verurtheilt wurden. Catilina war zu seinen angeworbenen Trup¬
pen entkommen und suchte nun mit den Waffen in der Hand seine Pläne durchzu¬
fechten, allein er fiel in der Schlacht bei Pistoria mit den meisten seiner Genossem
von denen keiner eine Wunde im Rücken hatte. Cicero erhielt bett ehrenvollen Bei¬
namen „Vater bes Vaterlandes»" (63).
39.
Das erste Triumvirat. C. Julius Cäsar.
Cajus Julius Cäsar, gleich ausgezeichnet durch seine vorzüglichen 6„.qt
Geistesanlagen wie durch seine Unerschrockenheit und Thatkraft, hatte muß als An-
eine vortreffliche Erziehung erhalten. Er war der Schwiegersohn des
Cinna und entschiedener Anhänger der marianischen Partei. Als Sulla 3taSenBer5
nach Rom zurückgekehrt war, verlangte er, daß Cäsar sich von seiner
Frau Cornelia, der Tochter des Cinna trennen solle; allein Cäsar
weigerte sich dessen entschieden und verließ Rom. Später begab er sich
nach der Insel Nhodus, um sich bei dem berühmten Apollonins Molo
zum Redner auszubilden. Auf dieser Reise fiel er in die Hände der
Seeräuber, kaufte sich los und ließ sie dann, wie er ihnen gedroht
hatte, alle ans Kreuz schlagen. Nach Rom zurückgekehrt, zeigte sich Cä-kehrt zurück
sar als entschiedenen Manauer; er hielt seiner Tante, der Gemahlin immeSmcbet
des Marius, eine ehrenvolle Grabrede, stellte die Bildsäule des Marius St°at§-
aus dem Capitolium wieder her und trat allen Verboten Sullas kühn
entgegen. Das Volk ftaimte ben kühnen Mann an und wählte ihn
zum Quästor, nachher zum Aedilen, zum Oberpriester und (63) zum
Praetor. Als Aedil gab er so glänzende Spiele, wie man bisher in
Rom noch nicht gesehen hatte, belastete sich aber dadurch so sehr mit
Schulden, daß er ohne die Bürgschaft des reichen Crassns nicht hätte
als Statthalter nach Spanien abgehen können. Auf der Reise dahin
sprach er einst zu seinen Begleitern in einem Städtchen jenseits der
Alpen: „Ich möchte hier lieber der Erste, als in Rom der
Zweite sein." Cäsar erwarb sich in Spanien ein so bedeutendes
Vermögen, daß er nach seiner Rückkehr alle seine Schulden tilgen konnte.