Full text: Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte

Freistaaten des Alterthums verglichen und das römische Volk veranlaßt, 
Senat und Consuln zu wählen. Darüber mit dem Banne be¬ 
legt, war Arnold nach Zürich entflohen.; aber er gerieth in Friedrichs 
Gewalt, der ihn dem Papste auslieferte, und wurde verbrannt. 
Friedrich Barbarossa eilte aus Oberitalien nach Rom, um sich die 
Kaiserkrone vom Papste aufsetzen zu lassen; allein er beleidigte den SS« 
Papst, weil er ihm den unrechten Steigbügel bei seinem ersten Besuch rcirbj*Jtom 
hielt und mußte ihn erst versöhnen. Die Einwohner Roms, welche ein tms). 
Geschenk von 5000 Pfund Silber beanspruchten, strafte er hart, weil 
sie ihn und seine Leute nach der Krönung in den Straßen überfallen 
hatten. Gern hätte Friedrich schon damals die widerspenstigen Italiener 
gezüchtigt, allein die deutschen Fürsten pflegten sich bei einem Römer¬ 
zug nur aus ein Jahr zu verpflichten und mit Ansang des 
Winters heimzukehren. Den Rückweg über Tyrol verlegten ihm die Ve¬ 
ronesen, allein Otto von Wittelsbach erzwang den Durchgang. 
In Abwesenheit des Kaisers war manche Unordnung in Deutsch-mb fimft bie 
land vorgefallen. Friedrich hielt strenges Gericht, zerstörte eine Menge j^Demsch' 
Raubschlösser, hob unerlaubte Zölle auf und vernrtheilte den Erz- land", 
bischof von Mainz und den Pfalzgrafen Herman von Stahl¬ 
eck, welche durch ihre Fehden den Landfrieden gebrochen hatten, sammt 
ihren Verbündeten zum Hundetragen. Der Pfalzgraf und 10Rit¬ 
ter mußten einen Hund eine Meile weit tragen, ihre Dienstleute einen 
Stuhl, die Bauern ein Pflugrad; der Erzbischof ward wegen seines 
Standes und Alters begnadigt. Darauf begab sich Friedrich nach Besan- 
qon (1157),yum die Krone Burgunds zu empfangen, welche er 
durch seine Heirath mit der bnrgnndischen Prinzessin geerbt hatte. Ein 
Schreiben des Papstes, welches ihm der Cardinal Roland Bandinelli 
hier überbrachte und worin der Kaiser ein Vasall des Papstes genannt 
wurde, veranlaßte Friedrich, den Papst zu einer genügenden Erklärung 
anzuhalten. Otto von Wittelsbach hätte damals über die Unverschämt¬ 
heit des Cardinals ausgebracht denselben ohne Friedrichs Einschreiten 
zusammengehauen; Bandinelli blieb seitdem ein entschiedener Gegner 
Barbarossas, besonders als er (1159) zum Papst ernannt wurde. 1158 
trat Friedrich seinen zweiten Zug nach Italien an. Die Mai¬ 
länder hatten inzwischen Tortona wieder hergestellt und Lodi und 
Crema neuerdings zerstört. Mailand ward eng eingeschlossen und 
ausgehungert. Die gesammte Geistlichkeit, die Consuln, Rathsglieder 
und Edlen, barfuß und barhaupt, das entblößte Schwert auf dem Rücken, ÄW* 
zuletzt die Bürger mit Stricken um den Hals erschienen vor Friedrichs ISnber' 
Thron und baten um Gnade. Obwohl sie der Kaiser milde behandelte, 
so wurden sie doch durch diese Demüthigung der deutschen Herrschaft 
erst recht entfremdet. Friedrich ließ sofort durch die 4 berühmtesten 
Rechtsgelehrten der Universität Bologna die kaiserlichen Rechtewb ,a&t 
feststellen und auf einer Versammlung auf bett ronealischen Feldern SÄ 
veröffentlichen: st-a-n. 
1) Alle Zölle und Einkünfte gehören dem König; 
2) derselbe ist berechtigt, Herzogthümer, Markgrafschaften itttd Graf¬ 
schaften zu vergeben, Richter zu bestellen, die Vasallen zum Heerbann 
Sasstan, Handb. d. Gesch. 3. Aufl. ai
	        
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