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erlangter Volljährigkeit der Schwiegersohn Rudolfs werden und Böhmen
und Mähren behalten solle. Doch blieb Mähren auf fünf Jahre
zur Deckung der Kriegskosten in Rudolfs Besitz. Oesterreich und
Steiermark erhielten Rudolfs Söhne, Albrecht und Rudolf, zu Lehen
(1282), Kärnthen der Graf Meinhard von Tyrol, welcher gegen
Ottokar treue Dienste geleistet hatte.
Mit großem Eifer trachtete dann Rudolf danach, die dem Reiche wahn
während des Interregnums entrissenen Güter und Rechte wieder zu d-s°Reiches,
verschaffen. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1282 verordnete er nicht
nur einen allgemeinen Landfrieden auf fünf Jahre, sondern verlangte
auch von den Fürsten und dem Adel alles zurück, was ihnen nicht recht¬
mäßig gehöre. Viele gaben nicht heraus, was sie an sich gezogen hatten,
andere fuhren in ihren Fehden fort, als ob kein Kaiser und kein Reich
bestehe. Insbesondere klagte die schwäbische Stadt Eßlingen über
Gewaltthätigkeiten des Grafen Eberhard von Würtemberg, wel¬
cher sich in trotzigem Nebermnthe „Gottes Freund und aller
Welt Feind" nannte und den Kaiser nur als Grafen von Habsburg
betrachtete. Rudolf bot ein Reichsheer gegen den Ruhestörer auf und
belagerte ihn in seiner Hauptstadt Stuttgart (1286). Eberhard mußte
sich unterwerfen. Rudolf stellte das Herzogthum Schwaben nicht wieder
her, dessen Stifter, Städte und Vasallen dadurchreichsunmittelbar wurden;
die mächtigsten Fürsten in Schwaben waren fortan die Grafen von
Würtemberg und die Markgrafen von Baden.
Gegen Ende des Jahres 1289 berief Rudolf einen Reichstag „Rudolf
nach Erfurt, um auch im nördlichen Deutschland den Landfrieden
wieder zu befestigen und mit unnachsichtlicher Strenge die Raubritter
zu bestrafen. Es wurden auf seinen Befehl 29 Raubritter enthauptet
und 66 Raubschlösser gebrochen. Ebenso gingen (1290) am Rhein und
in Franken über 70 Raubschlösser in Flammen auf, und 30 Ritter
wurden wegen Landfriedensbruchs mit dem Tode bestraft. Rudolfs
Strenge, Treue und Gerechtigkeit wurden allgemein bewundert, und
noch lange nachher Pflegte man von einem Menschen, welcher nicht Wort
hielt, zu sagen: „der hat Rudolfs Redlichkeit nicht."
Rudolf war ungemein leutselig, heiter uud herablassend. Er ließ Rudolfs
jeden, der seines Rathes bedurfte, gern vor sich und Pflegte, wenn seine JÄStte
Umgebung jemand den Zutritt verweigern wollte, zu sagen: „Bin ich Saune-
denn König, um mich einschließen zu lassen?" Manch heiterer
Zug seiner guten Laune hat sich erhalten.
1291 berief Rudolf eine Reichsversammlung nach Frankfurt und
trug ihr seinen Wunsch vor, daß man Albrecht zum römischen Könige zumxzmu
und zu seinem Nachfolger ernennen möge. Allein der Erzbischof von 'ijll'8'
Mainz stellte den Kurfürsten vor, wie Albrecht zu mächtig, zu streng
und herrisch sei, und bewirkte einen ungünstigen Beschluß. Die Für¬
sten schlugen Rudolfs Begehren ab und erklärten ihm, das Reich sei
zu arm, um zwei Könige zu ernähren. Dies kränkte Rudolf auf das
schmerzlichste. Mismuthig, heißt es, gieng er nach Straßburg. Dort
erkrankte er. Als ihn die Aerzte auf die bedenkliche Abnahme seiner
Kräfte aufmerksam machten, rief er unerschrocken aus: „Auf denn
Lassian, Handb. d. Tesch. 8. Aufl. ak