Full text: Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte

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widersetzten sich Prinz Moritz unb der staatskluge Großpenfionnär von Holland I o* 
hann von Old enbarneveld so entschieden, daß die Königin ihren Plan auf¬ 
gab. Seitdem vereinigten sich mehrere glückliche Umstände, welche den vereinigten 
Untergang Staaten die Unabhängigkeit sicherten. Philipp II. sing kurz darauf Krieg mit Eng- 
der Armada land an und verlor die große Armada, welche unter dem Oberbefehl des Herzogs 
1588‘ Medina S idonia ausgesandt worden war (1588), und mischte sich auch in die 
französischen Thronstreitigkeiten nach Heinrichs III Tod, in denen er ebenfalls den 
Kürzeren zog. Dadurch ward es Moritz möglich, die Spanier aus einer Stellung 
nach der andern zu vertreiben, besonders da nach Alexanders Tod untüchtige Statt¬ 
halter die Führung der Spanier übernahmen. 1609 mußte Spanien den 7 ver¬ 
einigten Staaten einen zwölfjährigen Waffenstillstand gewähren; nach Ab- 
2,ie lauf desselben versuchten die Spanier noch einmal das Kriegsglück, vermochten aber 
batavische die Unabhängigkeit der Niederländer nicht mehr zu stören, welche im Westphäli- 
wird"an-r- schen Frieden (1648) förmlich ausgesprochen wurde. Moritz von Dramen blieb 
rannt 1648. biz zu seinem Tode (1615) Statthalter ber vereinigten Staaten, welche bis 1806 
ihre republikanische Constitution bewahrten unb eine Bebeutcnbe Seemacht würben, 
wirb 1640 Philipp II. hatte 1580 bei bem Aussterben bes Burgunbischen Mannesstammes 
ständig. baS Königreich Portugal gewonnen, aber auch hier machte sich bas spanische 
Regiment so grünblich verhaßt, baß Portugal unter Johann von Braganza 
sich von Spanien wieber lossagte (1640). Philipp starb 1598. Das Andenken, 
welches er hinterlassen hat, ist kein beneidenswerthes.*) 
4. Die Reformation in England. 
Heinr. VIII. Heinrich VIII. (1509—1547), ein Mann von geistigen Fähigkeiten, aber auch 
die°rSmische wollüstigem, herrschsüchtigem und blutdürstigem Charakter, dem der Cardinal W 0 l s eg als 
Mich-, Rathgeber zur Seite stand, schrieb gegen Luther ein Buch, worin tr die 7 Sakra¬ 
mente der römischen Kirche vertheidigte, und erhielt dafür vom Papste den Titel 
„Vertheidiger des Glaubens". Als er sich aber von seiner Gemahlin, Ka¬ 
tharina von Aragonien, einer Tante Karls V., scheiden lassen wollte, um ein Hof- 
fräulein, Anna Boleyn, heirathen zu können, versagte ihm der Papst die Schei¬ 
dung. Heinrich erklärte sich darauf als Oberhaupt der englischen Kirche und seine 
erste Ehe für ungiltig. Der greise Bischof Fisher von Rochester und der Kanz¬ 
ler Thomas Morus, der Nachfolger Wolsey's, weigerten sich, den König als 
lagt stch Oberhaupt der englischen Kirche anzuerkennen, und wurden deshalb hingerichtet 
ihr los,0535)^ Hierauf ließ Heinrich durch den Erzbischof Thomas Cranmer von 
Canterbury die Reformation in seinem Sinne durchführen. Sie beschränkte sich da¬ 
rauf, daß der König als Oberhaupt der Kirche an die Stelle des Papstes trat; die 
Lehre der katholischen Kirche wurde sonst fast in allen Stücken, der Brotverwandlung, 
der Messe, Ohrenbeichte rc. aufrecht gehalten. Nur die Klöster hob Heinrich auf, 
«. führt ftinezog ihre Güter ein und befand sich in kurzer Zeit im Besitze alles Eigenthums der 
^Mrche"mit^Kirche in England. Die neue Ordnung wurde in 6 Artikeln festgestellt und gegen 
«kwalt ein. Katholiken und Protestanten mit den härtesten Strafen aufrecht erhalten; es starben 
an 1000 Personen unter Heinrichs Regierung auf dem Schaffst, weil sie im 
*) Sein Sohn Don Carlos, ein stürmischer, unbeugsamer, ehrgeiziger Cha¬ 
rakter, welcher dem Vater nach dem Leben getrachtet haben soll, war gefangen ge¬ 
setzt worden und 1568 eines natürlichen Todes im Gefängnis gestorben.
	        
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