16. Tobias Witt.
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das Besonderste an ihnen war, dass ihrer je zwei und zwei
zusammengehörten.
Einmal lobte ihn ein junger Bekannter, Herr Till, seiner
Klugheit wegen. — „Ei,“ fing der alte Witt an und schmun¬
zelte, „wär’ ich denn wirklich so klug?“
„Die ganze Welt sagt’s, Herr Witt. Und weil ich es auch
gern würde-“
„Je nun, wenn Er das werden will, das ist leicht. — Er
muss nur fleissig Acht geben, Herr Till, wie es die Narren
machen.“
„Was? Wie es die Narren machen?“
„Ja, Herr Till! und muss es dann anders machen wie die.“
„Als zum Exempel?"
„Als zum Exempel, Herr Till: So lebte da hier in meiner
Jugend ein alter Arithmeticus; ein dürres, grämliches Männchen,
Herr Veit mit Namen. Der ging immer herum und murmelte
vor sich selbst; in seinem Leben sprach er mit keinem Men¬
schen. — Und einem ins Gesicht sehen, das that er noch
weniger; immer guckt’ er ganz finster in sich hinein. — Wie
meint Er nun wohl, Herr Till, dass die Leute den hiessen?“
„Wie? — Einen tiefsinnigen Kopf.“
„Ja, es hat sich wohl! Einen Narren! — Hui, dacht’ ich
öa bei mir selbst — denn der Titel stand mir nicht an —
wie der Herr Veit muss man’s nicht machen. Das ist nicht
fein. — In sich selbst hineinsehen, das taugt nicht; sieh Du
Jen Leuten dreist ins Gesicht! Oder gar mit sich selber
sprechen; pfui! Sprich Du lieber mit andern! — Nun, was
dünkt Ihm, Herr Till? Hatt’ ich da Recht?“
„Ei ja wohl! Allerdings!“
„Aber ich weiss nicht. So ganz doch wohl nicht. — Denn
da lief noch ein anderer herum; das war der Tanzmeister,
Herr Flink; der guckte aller Welt ins Gesicht und plauderte
*mt allem, was nur ein Ohr hatte, immer die Reihe herum.
uud den, Herr Till — wie meint Er wohl, dass die Leute den
wieder hiessen?“
„Einen lustigen Kopf?“
„Beinahe! Sie hiessen ihn auch einen Narren! — Hui,
c &cht ich da wieder, das ist doch drollig! Wie musst du’s denn
machen, um klug zu heissen? — Weder ganz, wie der Herr
s eit» koch ganz, wie der Herr Flink. Erst siehst du den
euten hübsch dreist ins Gesicht wie der eine, und dann siehst