Full text: Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte

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germanische Elemente (von den Westgothen und Sueven, Fran¬ 
ken und Burgundern, Ostgothen und Longobarden) in sich aus¬ 
genommen haben. Solcher Sprachen gibt es hauptsächlich sechs, 
zwei östliche, die italienische und wallachische, zwei südwestliche, 
die spanische und portugiesische, zwei nordwestliche, die französische 
und provenzalische (die Sprache der Troubadours); letztere ist 
allerdings eine todte Sprache, dagegen hat sich eine andere, die 
ladinische oder rhäto-romanische in einigen Thälern Graubündens 
erhalten (vergl. oben unter Schweiz Nr. 3). Der germanische 
Sprachstamm theilt sich in zwei Zweige, den skandinavischen 
(dänisch-schwedisch-norwegischen) und deutschen, und letzterer wie¬ 
der in zwei, den hochdeutschen und plattdeutschen, welcher im 
Holländischen, Flämischen (s. unter Belgien) und theilweise auch 
im Englischen zu eigentlichen Sprachen sich entwickelt hat. Das 
Englische bildet den Ucbergang von den romanischen zu den 
germanischen Sprachen, indem die dem Bau nach germanische 
(plattdeutsche oder niederdeutsche) Sprache mit Romanischem stark 
versetzt ist (vergl. unter England Nr. 1). 
Der slavische Sprachstamm zerfällt in 3 Hauptzweige, den 
westslavischen, wozu die polnische Sprache (s. unter Krakau) 
und die in Böhmen gesprochene czeschische (spr. tschechische) ge¬ 
hören, dann den ostslavischen, die Sprache der eigentlichen Rus- 
sen, endlich den südslavischen, welcher im südlichen Österreich 
und in der Türkei gesprochen wird. 
Wir reden hier nicht von allen übrigen Sprachen Europas, 
deren man im ganzen 53 zählt, noch weniger von den zahl¬ 
reichen Dialekten, die namentlich in Deutschland in ganz be¬ 
sonderer Mannigfaltigkeit auftreten. Welcher Dialekt der beste 
und wohlklingendste sei, darüber ist man in Deutschland, wie 
anderswo selten einig; für das beste Hochdeutsch hält man meist 
dasjenige, welches von der speciellen Mundart einer einzelnen 
Provinz sich am meisten entfernt. Demnach wird nicht in Dresden 
— »in Trähsen, wo tas peste Teitsch geredt wert" — sondern 
in Norddeutschland, namentlich in Hannover und Celle das 
Hochdeutsche am reinsten gesprochen. »In Celle," sagt C. Andree, 
»ist es voll, rund, wohltönig, ungeziert, ohne Dialekt, und aus 
dem Munde einer schönen Frau ist es geradezu lingua toscana 
in bocca romana“ (s. unter Florenz). Bekanntlich bildet aber 
in Norddeutschland noch jetzt das Sassische, das sogenannte 
Platt- oder Niederdeutsch die Sprache der überwiegenden Mehr¬ 
zahl des Volkes. Es reicht in seinem Stammlande (die Nieder¬ 
lande abgerechnet) von den Gebirgen, welche sich zwischen der
	        
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