60 IIV]
Goethe.
2
Was verkürzt mir die Zeit? Thätigkeit!
Was macht sie unerträglich lang? Müßiggang!
Was bringt in Schulden? Harren und Dulden!
Was macht gewinnen? Nicht lange besinnen!
Was bringt zu Ehren? Sich wehren!
3
Wie das Gestirn
Ohne Hast,
Aber ohne Rast,
Drehe sich jeder
Um die eigne Last.
4
Wie die Pflanzen zu wachsen belieben,
Darin wird jeder Gärtner sich üben,
Wo aber des Menschen Wachstum ruht,
Dazu jeder selbst das Beste thut.
Willst du dir aber das Beste thun,
So bleib nicht auf dir selber ruhn,
Sondern folg eines Meisters Sinn;
Mit ihm zu irren ist dir Gewinn.
5.
Willst du dir ein gut Leben zimmern,
Mußt ums Vergangne dich nicht bekümmern,
Und wäre dir auch was verloren,
Mußt immer thun wie neu geboren;
Was jeder Tag will, sollst du fragen,
Was jeder Tag will, wird er sagen;
Mußt dich an eignem Thun ergötzen;
Was andre thun, das wirst du schätzen;
Besonders keinen Menschen hassen,
10 Und das Übrige Gott überlassen!