C. Cäsar Caligula. Claudills. Nero.
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leidigt hätte; diese stachen ihn nieder, ebenso die Kaiserin und die kleine
Kaiserstochter zerschmetterten sie an einer Wand des Palastes. Der Senat
berieth die Wiederherstellung der Republik, die im kaiserlichen Palaste
plündernden Prätorianer aber zogen den 50jährigen Claudius, Caligulas
Oheim, aus dem Verstecke hervor, in welches er bei dem Mordlärm ge¬
krochen war, trugen ihn in ihr festes Lager und riefen ihn zum Kaiser¬
aus, wofür er ihnen Mann für Mann aus dem Staatsschätze 680 Thlr.
ausbezahlen ließ.
Claudius war ein gelehrter Herr, tafelte gerne, verfiel dann in eine
stumpfsinnige Zerstreutheit und befahl in diesem Zustande, was seine griechi¬
schen Freigelassenen oder seine Weiber haben wollten. Die erste, deren Namen
Messalina seitdem ein Schandweib bezeichnet, ließ ihren kaiserlichen Ge¬
mahl die Hinrichtung ihr verhaßter vornehmer Herren und Frauen be¬
fehlen, bis ihr durch die Freigelassenen dasselbe Schicksal bereitet wurde,
als sie während eines Ausflugs des Kaisers in das benachbarte Ostia im
Spasse einen jungen, vornehmen und schönen Herrn heiratete. Die zweite
war seine Nichte, die verwittwe Agrippina, deren zugebrachten Sohn,
Domitius Nero, der Kaiser adoptierte. Agrippina war wenig sittlicher als
Messalina und dabei rachsüchtiger und habgieriger, daher der folgsame
Claudius mehr hinrichten, verbannen und confiscieren lassen mußte. Als
Nero mündig und thronfähig geworden war, ließ Agrippina ihren Ge¬
mahl durch dessen Leibarzt mittelst Gift aus dem Wege räumen.
Der sechszehnjährige Nero war Dichter und Sänger, ein leidenschaft¬
licher Freund des Theaters und Wagenrennens; der Philosoph Seueca
hatte ihn zuletzt unterrichtet und leitete mit Burrhus, dem Befehlshaber
der Prätorianer, die ersten Regierungsjahre des jugendlichen Kaisers.
Derselbe schien die guten Zeiten des Augustus wieder zu bringen, so milde
und gemessen brauchte er seine Macht, allein bald enthüllte er seine Na¬
tur und zeigte Zick als das größte Ungeheuer, das jemals auf einem
Throne saß. Seinen Bruder Britannicus, des Claudius Sohn, töd-
tete er durch Gift, seine Gemahlin und Schwester Octavia, des Clau¬
dius Tochter, wurde in dem Dampfe eines heißen Bades erstickt, nach¬
dem ihr vorher die Adern beider Arme waren geöffnet worden. Seine
herrschsüchtige Mutter Agrippina wurde ihm lästig und zuletzt verhaßt,
darum ließ er sie durch ^Deesoldaten ermorden und den Senat berichten,
Agrippina habe Meuchelmörder gegen ihn ausgeschickt, deren Nachstellungen
er nur durch ein besonders Glück entgangen sei. Als er hierauf nach
Rom zurückkehrte, wurde er in feierlicher Procession von dem Senate,
weißgekleideten Mädchen und dem ganzen Volke in die Stadt eingeholt,
deren Tempel festlich bekränzt waren, in denen Opfer dargebracht wurden
für die Errettung des Kaisers. Ein solches Volk war eines solchen Kai¬
sers würdig! Seitdem erlaubte er sich ohne Scheu alles; er trat öffent¬
lich als Sänger und Wagenlenker auf, überließ sich seinen lasterhaften
und grausamen Neigungen, verschwendete das Einkommen des Reichs und ver¬
schaffte sich durch Hinrichtungeil und Erpressungen Geld. Als im Jahr 64
n. Ehr. von den vierzehn Quartieren Roms drei ganz und sieben theil-
weise abbrannten, ließ er die halbe Stadt nach einem Plane umbauen
und für sich das „goldene Haus des Nero" errichten, einen Palast von
fabelhafter Größe und Pracht. Mehrere Verschwörungen gegen sein Leben
wurden entdeckt und durch zahlreiche Hinrichtungen bestraft;-endlich empörten
sich die Legionen in Spanien und Gallien, und da ihm auch die Präto-