Priesters über ihrem Haupte gezuckt, da erbarmte sich Artemis der Un¬
glücklichen und entführte sie in einer Wolke. An der Stelle der Jung¬
frau fand man eine weiße Hindin. Diese ward geopfert und die zür¬
nende Göttin versöhnt. Bald schwellte ein günstiger Wind die Segel
und trieb die Schiffe dem asiatischen Ufer zu.
Troja war eine befestigte Stadt, welche nicht leicht cinzititehmen (
war. Das wußten die Griechen wohl und schickten sich nach der Lan- fcSS«!*
düng zu einer förmlichen Belagerung an. Aber sie litten bald Mangel; *T°i4%
denn ihre Vorräthe, die sie mitgebracht hatten, waren von den vielen
Menschen in kurzer Zeit aufgezehrt. Deshalb mußte« sie sich Nah¬
rungsmittel theils durch Ackerbau am tyracischen Chersonnes, theils dnrch
Raubzüge verschaffen. Daher kam es, daß das Heer der Griechen nie
recht beisammen war, und die Stadt nicht regelrecht eingeschlossen wer¬
den konnte. Auch war man in der Kunst, feste Städte zu belagern,
noch weit zurück. Die Entscheidung hing nicht sowol von der offenen
Feldschlacht der Massen, zu der es nur selten kam, als von den
Zweikämpfen der hervorragenden Helden ab, die gewöhnlich auf einem
Streitwagen kämpften, den ein Wagenlenker regierte. Ihre Hauptwaffe
ist uebeu Schild und Schwert der Wurfspeer. Homer führt uns in
seiner Ilias viele solcher Zweikämpfe vor, so die zwischen Paris und
Menelans, Hektor, des Köuigs Priamus ältestem und tapferstem Sohne,
und Ajax. Auch die Götter betheiligten sich am Kampfe, einige halfen
den Griechen, andere den Trojanern.
Im 10. Jahre der Belagerung erreichte die Noch der Griechen den TOe%niqs
höchsten Gipsei; in ihrem Lager brach eine Seuche ans, unb Achilles knien „v,-
nahm in Folge eines Streites mit Agamemnon keinen Antheil mehr am Jmnonimb
Kampse. Dies benutzten bie Trojaner und stürmten unter dem Helden-
müthigen Hektor heran, warfen die Griechen und drängten sie zu den
Schiffen zurück, von denen sie eines in Brand steckten. In diesem ver¬
hängnisvollen Augenblicke gab Achilles seinem Busenfreunde Plltroklns
seine Rüstung und schickte ihn ab, den Griechen freizustehen. Allein das „
Schicksal hatte den Fall des Patroklus beschlossen; Hektor gab ihm den faai!“5
Todesstoß. Nim hielt sich Achilles nicht mehr. Er forderte den Hektor
zum Zweikampf; aber Hektor, sonst stets der Vorderste im Kampse, ergriff
beim Anblicke des zürnenden Gegners die Flucht, und dreimal jagte ihn
dieser um die Mauern von Troja. Ermattet blieb endlich Hektor stehen.
Die Helden kämpften, bis tödtlich getroffen Hektor in den Staub sank; mit _ , _
brechendem Auge flehte er den Sieger an, feinen Leichnam nicht zu * ‘ots$db’
schänden. Allein Achilles band den Leichnam mit den Füßen an seinen
Streitwagen, daß Kopf und Rücken im Sande lagen, und schleifte ihn
dreimal um das Grabmal des Patroklus. Dann ließ er ihn den Hun¬
den zur Speise auf dem Felde liegen. Priamus und die übrigen Tro¬
janer hatten mit Entsetzen von der Mauer herab das traurige Schicksal
des Helden mit angesehen. Hektors treues Weib Andromache, kein Uu-
heil ahnend, hatte den: geliebten Gatten ein warmes Bad bereiten lassen
und war damit beschäftigt, ein kunstvolles Gewand zu durchwirken; da
plötzlich schlug Jammergeschrei der Trojaner an ihr Ohr; voll banger