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18. Eine deutsche Stadt im Mittelalter.
Erzeugnisse immer mehr zu vervollkommnen. Auf den Märkten flössen die
Produkte von Stadt und Land zusammen, und es entstand ein reger Aus¬
tausch. Die Seestädte holten Waren aus fremden Ländern und beförderten
sie auf bestimmten Landstraßen bis in das Herz des Erdteils. So trugen
Saumtiere die Schätze des Morgenlandes aus Venedig und Genua durch
die Alpenpässe nach Augsburg und Nürnburg. Von diesen Pulsadern des
Verkehrs lies ein Netz von Handelswegen nach den Städten Mittel- und
Norddeutschlands. Mit dem Handel wuchs der Reichtum und der Freiheits¬
sinn der Bürger. Viele Städte erkauften sich die Unabhängigkeit von ihren
Fürsten und erkannten als freie Reichsstädte nur noch den Kaiser als Ober¬
herrn an. Um sich gegen die Raubritter zu sichern und die Land- und
Wasserwege gangbar zu erhalten, schlossen sie Städtebündnisse. Am
berühmtesten ist die nordische Hansa mit Lübeck als Haupt. Die Fäden
dieses gewaltigen Bundes liefen von London in England bis Nowgorod
in Rußland, von Bergen in Norwegen bis Brüggs in Flandern. Fürsten
bewarben sich um ihre Gunst, und Könige mußten die überlegene Macht der
Krämer fühlen. Die Bürger Augsburgs kamen Fürsten an Reichtum
und Pracht gleich. Nürnbergs Bürgermeister wohnten besser als die Könige
Schottlands, und Danzigs Bürgermeister erklärte dem Dänenkönige den
Krieg. Der Wohlstand der Städte führte indessen auch zu einem über¬
triebenen Aufwand, dem einzelne Fürsten durch strenge Verordnungen zu
steuern suchten. Die Hansa verfiel nach der Entdeckung Amerikas. — Sehr
gedrückt waren die Bauern. Entweder waren sie leibeigene Knechte auf
der Besitzung ihrer Gutsherren oder kleine Bodennutznießer, die zahllose