Full text: Bilder aus der Alten und vaterländischen Geschichte

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geistlicher Bücher. Diese weckten den Entschluß in ihm, seine übrigen Lebens¬ 
lage dem Dienste der Religion zu widmen. ZuMontferrat weihte er sich 
dann ganz dem Herrn. Nachdem er von einer Wallfahrt nach dem hl. Lande 
zurückgekehrt war, begann er mit 33 Jahren noch das Studium der lateinischen 
Sprache. Später studierte er zu Alcala und Paris Theologie. Am letzteren 
Orte legte er am Feste der Himmelfahrt Mariä 1534 mit sechs Freunden 
das Ordensgelübde ab. Zu den drei Klostergelübden setzte er noch das vierte 
hinzu, Missionen in allen Ländern der Un- und Irrgläubigen 
auf des Papstes Geheiß zu unternehmen. Dieser Orden ist unter dem Namen 
Jesuitenorden bekannt. Sein Hauptziel ist ausgedrückt in den Worten: 
„Alles zur größeren Ehre Gottes!" Schnell blühte der Orden und hatte die 
größten Gelehrten und Künstler aufzuweisen. 
Franz Xavier eröffnete die Bahn der Eroberungen, die durch den 
Jesuitenorden unter den Heiden für den christlichen Glauben gemacht werden 
sollten. Zunächst wandte er sich nach Ostindien, wo die Europäer ver¬ 
kommen und die Inder in Aberglauben und Laster versunken waren. Er 
predigte der Jugend, um durch diese auf die Erwachsenen zu wirken. Durch 
seine Milde und Freundlichkeit wußte er die Kinder so für seine Lehre zu 
erwärmen, daß sie bei ihren Eltern zu Boten der christlichen Lehre wurden. 
Bald war eine große Anzahl Inder bekehrt. Immer weiter zog der uner¬ 
müdliche Glaubensbote und bekehrte innerhalb acht Jahren zwanzig Völker¬ 
schaften. Die meisten Japaner bekehrteer zum Christentume. Im Begriffe, 
auch nach China zu gehen, wurde der „Apostel Indiens" krank und starb 
im 46. Jahre. Mehrere hunderttausend Menschen hat er getauft, noch mehr 
zum Christentume bekehrt. Segensreich wirkte der Orden in Amerika, be¬ 
sonders in Brasilien. Die Wilden in Amerika sind vorzüglich durch die 
Jesuiten zu Christen bekehrt. — In Europa galt der Eifer der Jesuiten 
hauptsächlich der Bekämpfung des Protestantismus und Wiederbelebung des 
religiösen Geistes und kirchlichen Sinnes. Hierin zeichnete sich besonders 
Canifius aus. Er wurde 1521 zu Nymwegen geboren. (|r stammte 
aus dem vornehmen Geschlechte de Houndt. Auf dem Totenbette beschwor 
die Mutter ihren Gatten, den hoffnungsvollen Knaben von den neuen Lehren 
fern zu halten. Die zweite Mutter nahm sich seiner mit großer Liebe an 
und erzog ihn mit aller Sorgfalt. Unter ihrer Leitung entwickelte sich sein 
scharfer Verstand und sein glückliches Gedächtnis; er hatte große Lust am 
Studieren und ein offenes, munteres Wesen. Dabei war er von ernster 
Frömmigkeit durchdrungen und lebte in der Furcht des Herrn, wodurch er 
die hervorbrechenden Neigungen zu Streitigkeiten und Aufwallungen des 
Zornes besiegte. In seinem 15. Jahre kam Canisius nach Köln. Mit besonderem 
Eifer legte er sich auf das Studium der Redekunst und der Poesie. Er be¬ 
mühte sich, im Vortrage und in allen Bewegungen diejenigen nachzuahmen, 
welche sich hierin besonders auszeichneten. Dadurch kam er den Absichten der 
göttlichen Vorsehung entgegen, welche ihn zu einem der größten Prediger 
seiner Zeit machen wollte. Nachdem er seine Studien in Köln vollendet, trat 
er, der erste aus Deutschland, in den Jesuitenorden. Er wirkte so 
eifrig und so viel Gutes, daß er mit Recht den Namen eines „Apostels von 
Deutschland" erhalten hat. Nach einem langen, heiligen Leben starb er zu 
Freiburg in der Schweiz. Auf einem Steine neben seinem Grabe stehen 
die Worte: „Er war seiner Zeit eine Säule der Kirche, auf dem ganzen 
christlichen Erdkreis bekannt; er leuchtete hell durch seinen Glauben, seine 
Klugheit, seine unermüdliche Tätigkeit als Schriftsteller, durch seinen Ernst,
	        
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