machte. Kunst und Wissenschaft wurden gehegt und gepflegt. Neue Straßen
wurden angelegt und die Post erweitert und verbessert. Das erste Dampf¬
schiff pflügte 1825 den grünen Rhein; zehn Jahre später wurde die erste Eisen¬
bahn zwischen Nürnberg und Fürth gebaut. Überall entstanden Fabriken und
Dampfmaschinen. Dreyse in Sömmerda erfand das Zündnadelgewehr, Käm¬
merer die Streichzündhölzchen, ein Amerikaner die Nähmaschinen, Gauß und
Weber in Göttingen den Telegraphen oder Fernschreiber. Städte und Dörfer
blühten auf. Der Volksunterricht wurde durch die Gründung vieler Schulen
gefördert. Einfachheit und Gerechtigkeit, Demut und Gottesfurcht waren die
Grundzüge in dem Wesen Friedrich Wilhelms III. Darum liebte ihn sein
Volk wie einen Vater und nannte ihn den Gerechten. „Meine Sache ist
die Sache meines Volkes!" sagte er. „Ich möchte um vieles nicht über
ein Volk herrschen, welches keine Religion hätte!" Tief betrauert von seinem
Volke starb er am 7. Juni 1840 und liegt neben seiner unvergeßlichen Gattin
Luise im Mausoleum zu Charlottenburg begraben.
30. Friedrich Wilhelm IV. (1840—1861).
1. Sein Wesen und Streben. Sein Geist war hochgebildet, seine
Zunge wohlberedt, seine Hand zum Wohltun offen, sein Herz fromm und
für des Volkes Wohl begeistert. Er liebte den Frieden und stellte denselben
zwischen Staat und Kirche auf eine gerechte Art wieder her, gab auch der katho¬
lischen Kirche einige Freiheiten, welche sie
bis dahin entbehrt hatte. Er förderte
Kunst, Wissenschaft und kirchliches Leben.
Bei seiner Thronbesteigung gelobte er, „in
den Wegen seines Vaters zu wandeln, für
die Erhaltung des Friedens zu sorgen, das
Regiment in der Furcht Gottes und der
Liebe der Menschen zu führen". „Ich und
mein Haus, wir wollen dem Herrn
dienen," war sein Wahlspruch. Friedrich
Wilhelm baute den Kölner Dom aus, er¬
richtete dem großen Friedrich ein Standbild
und vereinigte die Abgeordneten aller Pro¬
vinzen zu einem Landtage, der die Steuern
^ mirt , T„ bewilligen und die Gesetze mit beraten sollte.
40. «n-dnch «II»-!-, IV. //@in j°ie8 Bolk unter einem steten Röntge!"
rief er, „das ist meine Losung, das soll sie auch bleiben, so lange ich atme."
Leider wurde in den wilden Stürmen der Zeit sein redliches Wollen selten
mit schönem Erfolge gekrönt.
2. Die Revolution (1848). In den Befreiungskriegen hatten die Fürsten
den Völkern für ihre Opfer eine Verfassung versprochen, die ihnen Anteil an
der Gesetzgebung sichern sollte. Da die Fürsten nach dem Frieden oft schroff
und verletzend an ihr Versprechen erinnert wurden, so zögerten viele mit der
Erfüllung, ja sie straften die freisinnigen Wortführer und ließen sie von der
Polizei überwachen. Da brach 1848 in Paris eine Revolution aus, die
ihre trüben Wellen durch ganz Europa wälzte. Edle Männer und lose
Schreier machten sich zu Vertretern des Volkswillens. Reine Begeisterung
und schmutzige Leidenschaften wogten durcheinander. Auch in Berlin, wie
in vielen andern Städten, brach ein Aufstand aus. Das Militär siegte