I. Natnrlundliches.
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Eines Spiegels kann ein reinlicher Mensch auch nicht wohl ent—
behren, wenn es auch für den eitlen besser wäre, daß er nicht so oft
dazu könnte. Wer das Unglück hat, daß seine Augen schlecht geworden
sind, sieht schärfer durch eine Brille. Und die Sternseher (Astronomen)
durchforschen mit großen Ferngläsern die weiten Himmelsräume und
suchen die Sternenwelt zu ergründen, welche Gott alle Tage über
unseren Häuptern erscheinen läßt. Ja durch eigentümliche Vergröße—
rungsgläser, die man Mikroskope nennt, entdecken wir unzählige
Wunder des Herrn auch in den kleinsten Dingen, die wir mit bloßem
Auge kaum oder gar nicht zu sehen vermögen. Das alles macht das
Glaͤs möglich. — Die Erfindung desselben ist gar alt. Am frühesten
sollen es die Phönizier bereitet haben, von deren Kunstfleiß und
Geschicklichkeit auch die heilige Schrift redet (Hesekiel Kap. 27). Aber
im Laufe der Zeit hat man es immer besser bereiten gelernt. Das
Wunderbarste dabei ist, daß man es aus Sand macht. Freilich kann
man sich nur des reinen Quarzsandes bedienen, welchen man nicht
überall findet. Man setzt gemeine Holzasche, Pottasche, Soda,
Glaubersalz, Salpeter, Kalk, Bleiasche und andere Stoffe
in gewissen Mengen dazu. Diese Mischung wird geschlämmt, gepul—
vert und dann in einem Ofen durchglüht. Man setzt die Masse, welche
Fritte heißt, in feuerfesten Glastöpfen auf Bänke und Gesimse, die
in dem großen Ofen aufgestellt sind. In der Wand des Ofens sind
Fenster oder Arbeitslöcher angebracht, durch welche die Glasarbeiter
mit langen Pfeifen die Masse herausholen. Den Schaum, der
beim Schmelzen der Masse bildet, schopfen sie sorgfältig ab, da sonst
das Glas schlecht wird. Wenn der Fluß gut ist, nehmen die Mbeiter
ihre Pfeifen zur Hand, die hohl sind und unten einen Knopf, oben
aber einen hoͤlzernen Handgriff haben. Sie bringen sie durch die Fenster
in den Tiegel, holen sich einen Glasguß heraus und blasen in die
Pfeife, bis sich unten am Knopfe eine Blase von verlangter Größe
bildet. Während des Blasens wird die Glasmasse hin und her ge—
schwenkt oder man rollt sie auch wohl auf erwärmten Stein- und
Metallplatteu hin und her, kneift, preßt und drückt die Blase mit einer
Zange, sticht ein Loch hinein, erweitert es mit einer Schere, biegt dann
den Rand, wobei man die Blase fleißig schwenkt, und löst die Glas—
masse am Knopfe allmählig ab, bis der Faden abbricht und das Gefäß
fertig ist. Es ist ein wunderlicher Anblick den man in einer solchen
Glasbhütte hat. Der große Schmelzofen glüht wie ein Vulkan.
Rings um denselben ist ein Gerüst angebracht, damit die Arbeiter be—
quem zu den Offnungen gelangen können, und da stehen sie nun und
schwenten den glühenden Glaslumpen an ihren Pfeifen hin und her.
Wenn das Glas Verzierungen erhalten soll, bläst man die
Masse in eine messingene Form hinein, welche aus zwei Teilen besteht,
und in deren Wänden die Figuren eingegraben sind. Tafel- und
Spiegelglas wird so bereitet, daß man die Masse auf eine lange
dul gleßt, welche mit Rändern eingefaßt ist. Diese Ränder sind so
hoch, äls das Glas werden soll. Hät sich der Guß über die ganze