Object: Länderkunde von Europa (Teil 2)

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9. Frankreich. 
weg Flachküste und arm an Buchten. Nördlich von der Mündung der 
Mronde ist die Küste mehrfach gegliedert und einzelne Buchten, denen 
Inseln vorgelagert sind, greifen tiefer in das Land ein. Am reichsten ge- 
gliedert sind die felsigen Küstenränder der Halbinsel Bretagne. Sie sind 
voll tiefer Buchten mit vortrefflichen Höhen, deren Eingang oft von kleinen 
Felseninseln versperrt ist. Trotz der zahlreichen tiefeinschneidenden Buchten 
finden sich hier keine Handelsplätze, und nur 2 — Lorient und Brest — 
sind als Kriegshäfen zu größerer Bedeutung gelangt. Der nordwestliche 
Abschnitt der atlantischen Küste, der sich von der Halbinsel Catentin bis 
nach Dünkirchen erstreckt, ist wieder zum größten Teile Flachküste und in- 
folgedessen buchten- und hafenarm. An der ganzen Strecke hat sich nur 
Havre zu eiuem bedeutenden Seeplatze entwickelt, die übrigen Orte sind 
für den Handelsverkehr von geringer Bedeutung. 
sachliche Vertiefung: Inwiefern hat Frankreich eine günstige 
Lage? Frankreich liegt am Westende des europäischen Rumpfes zwischen 
zwei großen Meeren. Durch die beiden Meere ist der Verkehr mit dem 
Westen sowohl, als auch mit dem Süden und dem Osten wesentlich er- 
leichtert. 
Und trotz dieser günstigen Lage ist Frankreich von England 
überflügelt worden? Frankreich ist England gegenüber im Nachteil; 
denn es weist eine ungünstige Beschaffenheit seiner Küsten auf. Es fehlen 
Frankreich die tiefeinschneidenden Buchten, in deren Hintergründe die Anlage 
von Handelsplätzen möglich war. 
Worin ist die ungünstige Gestaltung der Küsten begründet? 
Der größte Teil der Küste ist Flachküste, weil sich längs des Ozeans das 
Tiefland hinzieht; die Küsten und Buchten sind vielfach versandet, voller 
Untiefen und Klippen. 
Wie kommts, daß die französische Küste vielfach versandet 
ist? Die Versandung der Meeresküste und Meeresbuchten ist durch das 
Meer bewirkt worden. Im Golf du Lion werden die Schuttmassen, die 
die Rhone vor ihrer Mündung absetzt, von einer Meeresströmung^) an die 
Küste gespült. Infolgedessen haben sich Nehrungen gebildet, die Teile des 
Meeres abschnitten und in Strandseen umwandelten. An der atlantischen 
Küste haben die Meeresströmungen 2) gemeinsam mit dem Wind hohe Sand- 
dünen aufgeworfen und so eine einförmige Gestaltung der Küste bewirkt. 
Wie kommts wohl, daß zwischen der Mündung der Gironde 
und Loire die Küste buchtenreicher ist? Hier sind die Dünen durch- 
krochen und in Inseln aufgelöst worden, hinter denen das Meer dann tief 
in das Land eingedrungen ist. (Vergl. Küste Frieslands!) 
Wie kommts, daß gerade die Küsten der Bretagne so buchten- 
reich sind? Hier sind die Küsten steil uud felsig; denn das Bergland der 
Bretagne tritt ganz nahe an die Küste heran und fällt oft schroff zum 
Meere ab. Die Küsten werden von einer starken Brandung umtost; hier, 
wo Ozean und Kanal zusammentreffen, wirken die Gezeiten viel stärker und 
*) Diese Strömung begleitet die Mittelmeerküste vom Busen von Genua her. 
*) Die Rennels Strömung verläuft längs der Küste Galiciens und Asturiens.
	        
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