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Dritter Zeitraum des Mittelatters: 1096—1273.
und Rechte bewilligte, deren die Templer und Johanniter genossen; der
stolze ©taufe fügte sich feinem Spruche, hielt ihn dennoch lieb und werth
wie zuvor und gab ihm fürstliche Ehrenrechte (unter Anderem, auf fernem
Schilde und dem Banner des Ordens den schwarzen Adler führen zu dürfen).
Hermann begleitete den vom Banne betroffenen Kaiser auf dem Zuge nach
Palästina und schloß mit dem Sultan jenen zehnjährigen Waffenstillstand
(s. S. 345), durch welchen Jerusalem, Bethlehem und Nazareth, die heiligsten
Stätten, den Christen zurückgegeben wurden. Bei der Krönung Friedrich's
im Tempel zu Jerusalem las Hermann im Namen des Kaisers dessen Ver¬
theidigungsschrift in deutscher Sprache vor.
Auch der Friede zu San Germano (s. S. 421) zwischen Papst und
Kaiser war Salza's Werk. Und als die beiden Häupter der Welt in Anagni,
der Vaterstadt Gregor's, freundlich zusammen kamen, um ihre Aussöhnung
vor allem Volke zu beweisen, da war keiner der Cardinäle, keiner der Reichs¬
beamten ihr Genoffe an der Tafel oder Zeuge ihrer langen und ernsten
Gespräche, diese Ehre ward allein dem friedenstiftenden Ordensmeister zu
Theil. Mehrmals verhandelte Salza im Namen seines Kaisers mit den
Lombarden, immer zugleich bemüht, das lockere Bündniß von San Germano
zusammenzuhalten. Dann folgte er Friedrich nach Deutschland, wo des
Kaisers Sohn, der trotzige Heinrich (VII.), sich empört hatte (s. S- 422).
Von den Reichsfürsten verlassen, hatte er sich in die feste Burg Trifels ge¬
flüchtet; hier kam Hermann von Salza zu ihm, feinem mahnenden Worte
gelang wenigstens eine vorübergehende Versöhnung.
Fast in allen Gauen des deutschen Landes ließen sich die Brüder vom
Marienhofpital nieder und ihre Besitzungen erwuchsen zu reichen und großen
Ballaien. Deren Einkünfte sollten nach der ursprünglichen Bestimmung dem
heiligen Lande zu Gute kommen. Aber schon Salza hatte die traurige
Ueberzeugung, daß im Morgenlande doch Alles, was viele Tausende mit
ihrem Blute erkauft, vielleicht bald und für immer verloren sein möchte.
Er suchte daher nach einem neuen Bohen für die seiner Sorge anvertraute
Pflanzung, wo alle ihre Zweige und Thätigkeiten, die Krankenpflege und
der Kampf für das Kreuz, die Ansiedlung und die Ausbreitung des Christen¬
thums, Wurzel faffen könnten.
Der Orden war schon 1211 von König Andreas II. von Ungarn berufen
worden, um im südöstlichen Siebenbürgen, im Lande der Burzen, da wo
jetzt der rüstige Szekler seine Schafe über das Marschland treibt, einen
Grenzwall zu bilden gegen die Ueberfälle wilder Heidenfchwärme, der Ku-
manen und der Walachen. Es war das erste Land in den Händen der
Deutschster: sie zogen deutsche Kolonisten hin, aus den Morästen und
Haiden stiegen Dörfer, feste Schlösser, Städte empor, gesegneter Ackerbau
breitete sich über das Ländchen hin. Es gab schon hier eine Kreuzburg,
eine Marienburg. Das Unternehmen war ein Vorspiel, eine Vorschule für