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Erster Zeitraum: 1492—1648.
Portugal ließ ihn der Großherzog von Toscana zu Florenz verhaften und
lieferte ihn aus. Philipp III. aber ließ ihn, als die spanischen Behörden
den Betrug keineswegs nachzuweisen vermochten, in Eastilien einsperren, und
von da an hörte man nichts mehr von ihm.
Mit dem Großoheim Sebastian's, dem nun folgenden alten und schwachen
Könige Heinrich, 1578—1580, dem bisherigen Cardinal, von dem nichts
geschichtlich Merkwürdiges zu erwähnen ist, erlosch schon nach zwei Jahren
die unechte burundische Linie.
An Pr.ätendenten'PWe^es dem nunmehr erledigten Throne Portugals
nicht. Der gewaltigste Candidat für die Erbschaft war Philipp II. von,
Spanien, der Sohn Karl's V., durch seine Mutter Jsabella von Portugal
ein Enkel Königs Emanuel des Glücklichen. Seinen Ansprüchen standen
aber die Satzungen von Lamego entgegen, nach welchen die Krone an keinen
Fremden fallen durfte. Dann kam Katharina, die Enkelin Emanuel's durch
dessen sechsten Sohn Eduard, die Gemahlin des Herzogs Johann von Braganza,
natürlichen Descendenten Königs Johann I. Ihre Ansprüche waren, da sie
mit einem Portugiesen aus dem hohen Adel verheiratet war, vollkommen
legitim. Endlich nennen wir noch den natürlichen Enkel Emanuel's durch
dessen zweiten Sohn Ludwig, Anton, Großprior von Erato, sowohl weil
seinen Bestrebungen das portugiesische Volk am meisten günstig war, als auch,
weil er die Krone wirklich zu ergreifen wagte.
Gegen den mächtigen Philipp konnte sich keine andere Rivalität be¬
haupten. Der arme Anton wurde zwar am 24. Juni 1580 als König von
Portugal ausgerufen, aber schon am 25. August schlug ihn Herzog Alba bei
Alcantara und er mußte nach Frankreich flüchten, wo er, nach einem im
Jahre 1589 mit englischer Hülfe unternommenen zweiten unglücklichen Versuche,
seine Ansprüche zu behaupten, im I. 1595 unter dem Schutze Heinrich's IV.
seine Tage beschloß. Durch Herzog Alba wurde Portugal der spanischen
Herrschaft unterworfen, welche gerade von dieser Zeit an dem eigenen Ver¬
falle entgegen ging, und erduldete 60 Jahre lang, von 1580—1640, das
Schicksal eines eroberten Landes, das Loos einer unterjochten Provinz.
Philipp II. hatte die feierliche Zusage gegeben, daß das Land seine
eigene Verwaltung behalten und nicht mit Spanien verschmolzen werden
sollte; allein diese Versprechungen wurden sehr bald vergessen und das
portugiesische Volk aufs grausamste in seinem Nationalgefühle verwundet.
Zu jener unüberwindlichen Armada, welche im Jahre 1585 in die See stach,
um England zu erobern, und welche in dieser Unternehmung bekanntlich zu
Grunde ging, nahm man den größten Theil der portugiesischen Flotte —
und Portugal hätte derselben zum Schutze seiner auswärtigen Besitzungen
so nothwendig bedurft. Unter dem Titel Anlehen erhob man von spanischer
Seite große Geldsummen, und leihweise nahm man so viele Geschütze und
Gewehre, daß in den bisher wohlgefüllten Magazinen Lissabons bald der