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Einleitung.
gebenheiten, welche den Anfang einer neuern Zeit begründen, als die ersten
und folgenreichsten oben an die Entdeckung Amerika's und die Auf¬
findung des Seeweges nach Ostindien.
Die Entdeckung ^Lr-^fSuen Welt hat nicht bloß den Schleier ge¬
hoben, d^r seit Jahrhunderten einen bedeutenden Theil der Erdoberfläche den
Bewohnern des andern Theiles verhüllt hatte, nicht nur dem Handel und der
Industrie ein unermeßliches neues Feld eröffnet, die Masse der Metalle
vermehrt, den Werth der Dinge erhöht, den Luxus und die Sitten verfeinert,
sondern auch den wissenschaftlichen Forschungen ein neues, unendliches Gebiet
aufgeschloffen, indem diese Entdeckung den Bewohnern der alten Welt die
Werke der Schöpfung verdoppelte. Der Scharfsinn des Menschen wuchs mit
der Erweiterung des Feldes, das seinen Untersuchungen dargeboten wurde.
Die nautische Astronomie, die physische Geographie im weitesten Sinne, die
Geologie der Vulcane, die beschreibende Naturgeschichte haben seitdem ihre
Gestalt durchaus verändert. Ein neues Festland bot den Seefahrern eine
Küsten-Ausdehnung von 120 Breitengraden dar, den Naturforschern neue
Pflanzen- und Thier-Familien, dem Ethnologen eine gemeinsame Menschen-
race, die durch den langen Einfluß der Nahrungsmittel, des Klimas und
der Sitten die verschiedensten Modifikationen erlitten hatte und in eine fast
unendliche Anzahl von Sprachen gespalten war, deren wunderlicher Bau doch
den gemeinsamen Grundtypus nicht verkennen ließ, dem Geologen die um¬
fangreichste Gebirgskette, die, durch unterirdische Feuer emporgehoben, reich an
edlen Metallen, an ihrem jähen Abhange und auf ihren terrassenförmigen
Hochebenen, in einem verhältnißmäßig unbedeutenden Raume, die Klimate
und Erzeugnisse der entferntesten Zonen neben einander vereinigt. Niemals
hat eine rein die Körperwelt betreffende Entdeckung durch Erweiterung des
Gesichtskreises eine außerordentlichere und dauerndere Veränderung in geisti¬
ger Beziehung hervorzurufen vermocht, nie hatte der Mensch das Bedürfniß
lebendiger gefühlt, die Natur zu beobachten und die Mittel zu vervielfältigen,
durch welche sie mit Erfolg zu befragen ist. *)
In Verbindung mit der gleichzeitigen Auffindung des toirecten
Seeweges nach Ostindien hatte die neue Entdeckung die wichtigsten
Folgen für den Welthandel, der aus Land- in Seehandel umgewandelt
wurde. Die alten Handelswege wurden verlassen und neue eröffnet, dadurch
aber der Rang der europäischen Staaten völlig verändert. Die Länder am
Mittelmeere sanken in gleichem Grade, wie die am Atlantischen Ocean stiegen.
Venedig insbesondere sah den ostindischen Handel, den es bisher fast allein
getrieben hatte, in die Hände der Portugiesen und Holländer übergehen und
mußte sich allmählich auf den Küstenhandel des Adriatischen Meeres beschränken.
*) Nach Alex. von Humboldt, Kritische Untersuchungen über die historische Ent¬
wickelung der geographischen Kenntnisse von der neuen Welt.