Full text: Die Geschichte der neuern Zeit (Bd. 3)

37. Der dreißigjährige Krieg bis zum &obe Gustav Adolfs. 237 
zum Vollzüge dieses Restitutionsedictes aus allen Kräften mitzuwirken, 
Wallenstein dagegen war von jeder Verfolgung weit entfernt. Deßhalb 
wollte die Liga den General, der seinen eigenen Weg ging, verdrängen nnd 
die protestantischen Obersten, die er mit gutem Bedacht aufgenommen hatte, 
ausstoßen, da sich von ihnen in den Restitutionsbestrebungen kein Gehorsam 
erwarten ließ. Statt des verhaßten Feldhauptmannes sollte der Kaiser selbst 
die Heerführung übernehmen, wenn nicht in Person oder durch ein Mitglied 
seines Hauses, dann durch einen angesehenen Reichsfürsten, etwa den Kur¬ 
fürsten Maximilian von Baiern, den weltlichen Führer der Liga (deren geist¬ 
licher der Erzbischof von Mainz war). Der Kaiser, welcher die Nachfolge 
seines ältesten Sohnes Ferdinand, der bereits König von Ungarn war, 
auch im Kaiserthum bei seinen Lebzeiten auf einem Reichstage zu Regens- 
bürg, 1630, zu sichern wünschte, war dabei von dem guten Willen der Kur¬ 
fürsten abhängig und hatte daher die geforderte Restitution der geistlichen 
Güter bereits genehmigt, aber zu der ebenfalls verlangten Entlassung seines 
Generals, der ihn erst zu einem selbständigen Kriegsherrn gemacht hatte, 
konnte er sich nicht so leicht entschließen. Als jedoch die Kurfürsten sich 
weigerten, vor der Bewilligung dieser zweiten, mit dem größten Raddruck 
wiederholten Forderung zu weitern Verhandlungen, namentlich zur Wahl 
Ferdinand's zum römischen Könige zu schreiten, erklärte er endlich, „er wolle 
das Kriegsdirectorium bei seiner Armada ändern". Freier von persönlicher 
Ungnade war wohl nie eine Entlassung aus dem Dienste, als diejenige 
Wallenstein's. Ganz so weit aber, wie die katholischen Kurfürsten wollten, 
war der Kaiser nicht zu bringen, denn an den Oberbefehl wurden nun so 
viele Vorbehalte zur Behauptung der kaiserlichen Majestät über Krieg und 
Frieden geknüpft, daß der Kurfürst von Baiern, der nicht schlechter gestellt 
sein wollte, als Wallenstein gewesen war, auf das Generatat Verzicht 
leistete. Man kam überein, daß Tilly dasselbe zugleich im Namen des 
Kaisers und der Liga führen solle. An Wallenstein wurden zwei seiner 
besten Freunde am Hofe, die kaiserlichen Räthe Werdenberg und Questenberg, 
abgefertigt, um ihm die Unvermeidlichst des gefaßten Entschlusses vorzu¬ 
stellen ; denn der Kaiser könne nun einmal die .Assistenz" der Kurfürsten 
nicht entbehren; bei der neuen Einrichtung, die man dem Kriegswesen gebe, 
würde der General das Direktorium nicht führen wollen. Als die beiden 
Gesandten ihm seine definitive Absetzung cinfündigterf, hatte er eine lateinische 
Schrift neben sich, in der die Nativität des Kaisers und des Herzogs von 
Baiern, also die Konstellation, unter der sie auf die Welt kamen, verzeichnet 
war. „Wie die Herren sehen", sagte er ihnen, „die Sterne deuten an, daß 
des Kurfürsten von Baiern Spiritus den des Kaisers dominirt." Er ver¬ 
zichtete auf das Generalat, wollte aber Mecklenburg gegen die Schweden 
behaupten, die bereits eben da gelandet waren (bet Usedom), wo es zwei 
Hahre früher der König von Dänemark versucht hatte. Aber die Abgeord-
	        
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