Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

89. Der erste und zweite Schlesische Arieg. 
Der Österreichische Lrbsolgekrieg. 
Maria Theresias Regierungsantritt. 1740. Der deutsche Kaiser 
Karl VI. hatte keinen Sohn und bestimmte daher in einem besonderen Gesetz, 
genannt die pragmatische Sanktion, daß seine Tochter Maria 
Theresia in den österreichisch-ungarischen Landen seine Nachfolgerin 
werden sollte. Doch war wegen der Thronfolge Streit und Krieg zu erwarten. 
Nach Karls Tode machte Friedrich Ansprüche auf die schlesischen Fürsten¬ 
tümer Liegnitz, Brieg, Wohlau und Jägerndorf.*) 
Während der König sich zum Einfall in Schlesien rüstete, erbot er 
sich, Maria Theresia gegen ihre Feinde zu unterstützen, auch ihrem Gemahl 
Franz seine Stimme bei der Kaiserwahl zu geben, wenn ihm Schlesien frei¬ 
willig abgetreten würde. 
Erster Lchlesischer Krieg. 1740—1742. Als die Kaiserin jedoch alle 
Anerbietungen stolz zurückwies, rückte Friedrich mit seinem Heere in 
Schlesien ein. Bald hatte er das ganze Land bis auf wenige Festungen 
besetzt; durch seine Milde und sein freundliches Wesen gewann er die 
Herzen der meisten Bewohner. Nun rückten die Österreicher heran, und 
bei dem Dorfe Mollwitz unweit Brieg standen sie, geführt von 
Neipperg, zum ersten Male den Preußen gegenüber (1741). Die 
unerschütterliche Haltung des preußischen Fußvolkes und die geschickten 
Anordnungen Schwerins ließen die Preußen den Sieg über die 
Österreicher erringen. Als die Kaiserin außerdem von Bayern, Frankreich und 
Sachsen schwer bedrängt wurde, wandte sie sich hilfesuchend an die Ungarn, und 
diese leisteten ihr Beistand. Nun schlug ihre Armee die Bayern und Franzosen. 
Gegen Friedrich aber zog von Wien aus Prinz Karl von Lothringen. 
Dieser wurde jedoch bei C a s l a u [tschaslau] in Böhmen (1742) durch die 
Preußen besiegt und mußte den Rückzug antreten. Darauf schloß die Kaiserin 
mit Friedrich den Breslauer Frieden (1742) und trat Schlesien (ohne 
Troppau und Jägerndorf) und die Grafschaft Glatz an Preußen ab. Friedrich 
traf nun in Schlesien solche Einrichtungen, die ihm die Liebe und Dankbarkeit der 
Bewohner schnell erwarben. 
Zweiter Schlesischer Krieg. 1744—1745. Maria Theresia konnte den 
Verlust Schlesiens nicht verschmerzen; sie weinte, wenn sie einen Schlesier 
sah. Der König von England aber tröstete sie mit den Worten: „Was 
leicht gewonnen ist, kann auch leicht wieder herausgegeben werden." 
Die Kaiserin schloß Bündnisse mit andern Mächten, auch mit Sachsen, 
und Friedrich sah den Angriff voraus. Doch wollte er seinen Feinden 
zuvorkommen; die Preußen rückten daher 1744 in Böhmen ein und eroberten 
Prag, wurden aber bald schwer bedrängt und mußten dieses Land mit großem 
Verluste räumen. Als nun die Österreicher 1745 mit großer Übermacht in 
Schlesien eingebrochen waren, kam es bei Hohenfriedeberg (südlich 
*) Über Liegnitz, Brieg und Wohlau hatte Joachim II. einen Vertrag 
geschlossen (Nr. 78), Jägerndorf fiel 1603 durch Erbschaft an Brandenburg. 
Dessen Inhaber, der zweite Sohn des Kurfürsten Joachim Friedrich, focht 
im 30jährigen Kriege als Bundesgenosse Friedrichs V. von der Pfalz gegen 
den Kaiser und verlor dadurch sein Fürstentum.
	        
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