Full text: Die Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

144. Der zweite punische Krieg. 
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Einfluß in Carthago, daß nicht nur eine Flotte unter Bomilkar, sondern auch ein 
zahlreiches Heer unter Himilko nach Sicilien gesandt wurde, welches sich des 
wichtigen Agrigents und anderer sicilischer Städte bemächtigte. Marcellus' 
Versuch, Syrakus zu belagern, ward durch das Genie des Archimedes gänz¬ 
lich vereitelt; dieser Feldherr mußte sich für das Jcch» 213 auf eine Blokade 
beschränken, und nach der Ankunft Himilko's trat der größte Theil auch des 
römischen Siciliens zu den Carthagern über. Während so Rom mit dem 
Verluste seiner schönsten, gerade damals, als Kornkammer Italiens, fast 
unentbehrlichen Provinz bedroht ward, führte Hannibal im Anfange des 
Jahres 212 wider dasselbe einen neuen, höchst empfindlichen Streich. Tarent, 
für Hannibal gleich wichtig als Stützpunkt für seine Operationen wie zur 
Verbindung mit Carthago und Macedonien, nach dessen Besitze der kartha¬ 
gische Feldherr daher schon lange gestrebt hatte, ward mit Ausnahme der 
Burg von ihm überrumpelt. Auch entsetzte Hannibal das von den Römern 
belagerte Capua durch eine Schlacht, welche er den Consuln lieferte, allein 
die römischen Feldherren kehrten nach Capua zurück und während Hannibal 
einen vergeblichen Versuch auf die Burg von Tarent machte, errichteten sie 
drei prätorianische Lager im Umkreise von Capua und schlossen die Stadt 
-gänzlich ein. Auch fiel Syrakus durch Verrath in Marcellus' Gewalt. 
Im Anfange des Jahres 211 war das ausgehungerte Capua dem Falle 
nahe, als Hannibal von Tarent in Eilmärschen zu seiner Rettung herbeieilte. 
Aber alle Versuche, welche er machte, durch Neckereien und Plänkeleien den 
Feind aus seinen Verschanzungen ins offene Feld zu locken und zu einer 
Schlacht zu verleiten, scheiterten an der standhaften Besonnenheit der römischen 
Proconsuln. Daher faßte er den verzweifelten Entschluß, gegen Rom vor¬ 
zurücken, wohl nicht um diese Stadt zu erobern, sondern um die vor Capua 
stehende römische Armee ganz oder theilweise von dort abzuziehen. Dieser 
Plan ward den Römern durch einen Ueberläuser verrathen. Daher zog 
Fulvius Flaccus mit einem Theile des Belagerungsheeres auf der kürzesten 
Straße (Via Appia) von Capua nach Rom, während Hannibal auf einem 
weitern Wege (Via Latina) erst nach Flaccus vor Rom anlangte. Als er 
die Römer aus ihren Verschanzungen nicht hervorkommen sah, und bemerkte, 
daß er Rom, da zu dessen Vertheidigung alle nöthigen Anstalten getroffen 
waren, durch einen Handstreich doch nicht würde nehmen können, so nahm 
er seinen Rückzug, um von den Römern nicht abgeschnitten zu werden und 
ging durch das Land der Sabiner, Samnium und Lucanien nach Bruttium. 
Capua konnte sich, von aller Hülfe und jeder Hoffnung auf Entsatz enblößt, 
nicht länger mehr halten. Die Einwohner ergaben sich, nachdem 27 Sena¬ 
toren, um nicht in die Hände der Römer zu fallen, Gift genommen, dem 
Legaten G. Fulvius Flaccus und wurden wegen des Abfalls zu Hannibal 
sehr hart bestraft. 
Seit dem Jahre 210 ward der Hauptkampf schon nicht mehr in Italien, 
Pütz, Histor. Darstell, it. Charakteristiken I. 8. Aufl. 34
	        
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