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fehl das Schloß mit Wachen, so daß der König ans einer Gefangen¬
schaft in die andere geriet. Kanm war diese Gefahr abgewandt, so
sah sich Cromwell oon den Schotten bedroht, die es doch nun bereuten, den
König verraten zu haben. Mit 40 000 Mann überschritten sie die
Grenze, auch in England regten sich die Königlichgesinnten. Aber
Cromwell war schneller als die Gegner. Während Fairfax die Un¬
ruhen in England unterdrückte, eilte er nach dem Norden und schlug
die Schotten bei Preston so, daß sie die Lust zu jedem fernern
Widerstande verloren. Erschreckt durch die Erfolge des Heeres faßten
die gemäßigten Presbyterianer im englischen Parlamente den Beschluß,
die wenigen Zugeständnisse, die der König ihnen bei den wiederholt
eingeleiteten Verhandlungen gemacht hatte, anzunehmen, umder Tyrannei
Cromwells zu entgehen. Aber auch dieser letzte Versuch, den König
zu retten, mißlang. Die Independenten im Parlament traten in Ver¬
bindung mit Cromwells Schwiegersohn Jreton; dieser ließ das
Parlamentsgebäude mit einer Truppenabteilung unter der Anführung
des Obersten Pride besetzen, die den Presbyterianern den Eingang
verwehrte, während die Independenten deren Ausschließung beantragten
und jeden weitern Meinungsaustausch mit dem Könige ablehnten.
Diese Gewaltthat bezeichnet die Geschichte mit dem Namen derPride-
schen Reinigung des Parlaments. Als Cromwell aus Schottland
zurückkam, fand er das Rumpfparlament, so nannte man den
Rest des Parlaments, so nachgiebig, wie er es nur wünschen konnte.
Nun war das Schicksal des Königs entschieden. Er wurde von Hurst,
wohin ihn Cromwell von der Insel Wight hatte überführen lassen,
nach dem Schlosse Whitehall in London gebracht und des letzten
Restes seines Hofstaates beraubt. Dann bildete das Unterhaus aus
135 der eifrigsten Independenten, von denen nicht alle Parlaments¬
mitglieder waren, einen hohen Gerichtshof, vor dem der König ange¬
klagt werden sollte. Nur 70 erschienen, darunter Cromwell und Jreton.
Nach wenigen Sitzungen und kurzem Verhör wurde Karl I. verurteilt
und am 30. Januar 1649 hingerichtet. Karl I. starb mit Würde und
Seelengröße. Als das Blut des angestammten Herrschers floß, ging
ein lautes Murren durch die dichten Haufen des Volkes, die das
Schaffst vor dem Schlöffe Whitehall in einem weiten Bogen umgaben.
Er hatte vieles verschuldet während seiner Regierung, aber die Willkür
seiner Feinde übertraf alles, was er gethan hatte.