Die 7 Wunderwerke der alten Welt.
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4. Der Tempel der Artemis zu Lphesus. Die Stadt Lphesns lag in Kleinasien
an der Küste des ägäischen Meeres und war zur Zeit ihrer Blüthe hochberühmt.
In derselben wurde insbesondere die Göttin Artemis (Diana) verehrt, und es
befand sich daselbst der merkwürdige Tempel, welcher zu den Wunderwerken der alten
Welt gerechnet wurde. Derselbe war nicht nnr sehr groß, sondern auch sehr reich
und von kunstvoller Arbeit. Das Gebäude war etwa 70 Meter breit und 132 Meter
lang und ruhte auf 127 Säulen, von denen jede etwa 19 Meter hoch war. Im
Innern stand ein kunstreich gearbeiteter Altar und eine Bildsäule der Göttin aus
Ebenholz. — Dieser Prachtbau wurde im Jahre 356 v. Chr. von einem gewissen
Herostratus in Brand gesteckt. Als man ihn auf der Folter fragte, warum er den
Tempel angezündet habe, gab er zur Antwort, er habe dadurch seinen Namen ver¬
ewigen wollen. Er mußte für seine Frevelthat die verdiente Strafe leiden, und es
wurde noch überdies verordnet, daß niemand seinen Namen aussprechen sollte, damit
er seinen Zweck nicht erreichte. Die Geschichte erhielt jedoch sein Andenken.
_. o. Der Koloß zu Nhodus. Rhodus ist eine Insel im mittelländischen Meere,
jßte gleichnamige Hauptstadt liegt am Meere und hat einen Hasen. Ant Eingänge
des Hafens stand auf zwei Felsen, welche etwa 15 Meter von einander entfernt
die kolossale Bildsäule des Gottes Apollon, welche gewöhnlich der Koloß
von Nhodus genannt wird. Derselbe war 46 Meter hoch. Man kann sich eine
Vorstellung von dem Größenverhältnisse des Kolosses machen, wenn man lieft, daß
etn Daumen desselben eine Klafter im Umfange hatte, und daß seineAinger größer
waren als gewöhnliche Bildsäulen. Die Bildsäule war ganz von Erz, inwendig
aber hohl. In den Höhlungen lagen ungeheure Steine, die durch ihre Schwere
dem Koloß zur Befestigung dienten. — Nachdem die Bildsäule sechszig Jahre ge¬
standen und^deu Schiffern als Leuchtthurm gedient hatte, stürzte sie durch ein Erd¬
beben um. Sie blieb aus dem Platze, wo sie umgestürzt war, an neunhundert Jahre
hegen; dann wurden die Trümmer einem Kaufmann verkauft, der sie auf neunhundert
Kameelen fortschaffen ließ. — Wie schwer muß der Koloß gewesen sein, wenn man
annimmt, daß ein Kameel ungefähr 8 Centner trägt.
cv c Der,Pharus. Der ägyptische König Ptolomäns Philadelphia ließ auf einer
•vJMel da- Nihnundung gegenüber einen prächtigen Thurm bauen. Derselbe war von
ungemetner Höhe und aus weißen Steinen in verschiedenen Stockwerken ausgeführt
und wurde allgemein Pharus genannt. Der Zweck desselben war, daß auf seiner
c t?* ^ohe zur Nachtzeit ein beständiges Feuer unterhalten wurde, welches den
Seefahrern als ein Stern in der Ferne dienen sollte, damit sie ohne Gefahr in den
fö- unslchern Haftn einfahren konnten. Die größte Zierde des Thurmes war die
Ichone Treppe, auf der man hinaufstieg, um das Feuer anzuzünden. Der Ban des
Pharus soll nach unserm Gelde 24 Millionen Mark gekostet haben.
\ Das Grabmal desMausolus. Im südwestlichen Theile Kleinasiens lag vor
Arers bte Landschaft Kanen. Dort herrschte im vierten Jahrhunderte vor Christi
Geburt ein König, Namens Mansolns. Als derselbe gestorben war, ließ ihm
lerne Gemahhn Artemisia in der Stadt Halikarnaß ein prächtiges Grabmal errichten,
oas ste nach tbm Maus oleum nannte, und welches wegen seiner Kunst und Pracht
cm sieben Wunderwerken gerechnet wurde. Artemisia erlebte jedoch die Vollendung
Ä ,®,e vorzüglichsten Kümtler Griechenlands arbeiteten an der Herstellung des
'v cm- - ^ die|em Grabmale des Mansolns heißen alle prächtigen 4)rab-
er Mauwleen. N°ch Herzog,