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Geschichte der neuen Zeit.
Ladronen, wurde aber auf den von ihm entdeckten Philippinen mit
mehreren Gefährten erschlagen. Die übrigen setzten die Reise fort und
k^men nach vielen Unfällen auf dem einzigen ihnen noch übrig gebliebenen
Schiffe, nachdem sie Afrika umsegelt hatten, wieder zurück. So war die
erste Reife um die Welt in etwa 3 Jahren vollendet. — Der Spanier
Franz Pizarro eroberte nach einem blutigen Kriege das reiche Goldland
Peru (1531) und gründete die Hauptstadt des Landes Lima. Hier wurde
er später in seinem Palaste von jeinem Hausen gegen ihn verbundener
Spanier ermordet (1541). Die Spanier und Portugiesen waren anfangs
die einzigen Beherrscher der neuentdeckten Länder in Afrika, Asien und
Amerika; aber bald legten auch die übrigen Seestaaten, Holland, Frankreich
und besonders England Kolonien in jenen Ländern an.
Wichtigkeit der entdeckten Länder. Ueberhaupt übten die Entdeckungen
jener Völker auf ganz Europa einen unberechenbaren Einfluß aus. Die
zahlreichen Naturprodukte, welche aus den aufgefundenen Ländern nach
unserm Erdtheil kamen, erzeugten neue Bedürfnisse und mit diesen eine
große Rührigkeit in Gewerben und Geschäften. Der Handel nahm einen
neuen Aufschwung und wuchs an Ausbreitung und Mannichfaltigkeit. Er
verließ die Gestade des mittelländischen Meeres und wurde zum Welthandel.
Wie bisher die italienischen Handelsstädte, so wurden nun die westlichen
Staaten Portugal, Spanien, die Niederlande und etwas später England
der Mittelpunkt des Verkehrs und der Sitz des Reichthums. Die Masse
der edlen Metalle, welche alljährlich (namentlich aus Mexiko und Peru)
nach Europa strömten, bewirkte im Geldwesen und Verkehr, namentlich im
Preise der Güter, große, überall fühlbare Veränderungen. Die Kolonien
bekamen einen großem Werth und gaben eben deshalb den seefahrenden
Nationen genügenden Anlaß, ihre Kriegsflotten zu vermehren. Was aber
sehr wichtig war, die Erd- und Naturkunde erhielten durch die vielen See¬
reisen, durch die Pflanzen und Thiere der entdeckten Länder so viel Be¬
reicherungen, daß sie den Gesichtskreis der Menschen bedeutend erweiterten.
Nach Stahlberg, Schulz, Spieß und Beriet.
125. Maximilian I. 1493—1519.
Maximilian, der letzte deutsche Kaiser des Mittelalters, war ein aus¬
gezeichneter Regent. Schon als Jüngling gewann er durch sein offenes,
freundliches Wesen und durch den Liebreiz seiner Sitten die allgemeine
Achtung und Zuneigung. Unerschrocken ging er mit seinem Speer auf den
Bären los, und die Gemse verfolgte er mit Lebensgefahr bis aus die höchsten
Felsenspitzen. Doch kam er durch solche Kühnheit gleich im Anfange seiner
Regierung dem gräßlichsten Hungertode nahe. Eines Tages nämlich ging
er mit zahlreichem Gefolge in die Alpen und war demselben in ungeduldiger
Hast bald weit vorausgeeilt. Er schwang sich über Klippen von Fels zu
Fels, ohne daß ihm jemand folgen konnte und hatte endlich nur noch eine
schroffe Felswand zu erklimmen, um einen sichern Schuß auf eine erspähte
Gemse thun zu können. Mit beiden Händen griff er nach einer überhän¬
genden Felszacke, um sich hinauf zu schwingen; da brach ein Felsstück ab,
auf das er eben seinen Fuß gefetzt hatte. Der Kaiser glitt ein Stück ab¬
wärts und befand sich unerwartet auf einer nur wenige Schritte langen
und breiten Felsplatte, die über einen tiefen Abgrund hervorragte. Hinter
sich die unerfteigliche Wand und schwindelnde Tiefe unter sich, erschien er
sich selbst rettungslos verloren. Im Thale sammelte sich fein Gefolge und
eine unermeßliche Menschenmenge. Volle 52 Stunden hatte Maximilian
so in Todesangst geharrt, und die Menge ihr Klagegeschrei erhoben; da