Full text: Bilder aus der Weltgeschichte und Sage

Maximilian I. — Karl V. Die Kirchentrennung. 
207 
erschien die unverhoffte Rettung. Zwei kühne Bergleute hatten mit höchster 
Lebensgefahr von einer andern Seite die Martinswand (so hieß die Felsen- 
wand, an die sich der Kaiser mit dem Rücken lehnte) erklimmt; sie zogen 
ihn an einem herabgeworfenen Seile, daß er sich um den Leib schlang, mit 
großer Anstrengung "in die Höhe, und durch Gottes Hülfe gelang bte Ret¬ 
tung. Im Thale angelangt, dankte Maximilian, und mit ihm seine Ge¬ 
treuen und die versammelte Menge, Gott auf den Knieen. Von allen 
Thürmen aber verkündete das weithin schallende Geläut der Glocken das 
glückliche Ereigniß. Seine Retter belohnte er mit großen Gütern und 
Würden, und thre Nachkommen stehen heute noch in großen Ehren. Auf 
der höchsten Spitze der Martinswand ließ der Kaiser zum Andenken seiner 
wunderbaren Rettung ein 5 Meter hohes Krenz errichten, das noch jetzt, 
hoch über den Jnnfluß erhaben, zu erblicken ist. 
Der ewige Landfriede. 1495. Zu Worms hielt der Kaiser (1495) 
einen Reichstag, woselbst der ewige Landfriede geschlossen wurde. Von 
da ab sollten bei Strafe der Reichsacht, bei Verlust aller Lehen und Rechte 
alle Befehdungen aufhören. Da zu dieser Zeit die Sitten der Deutschen 
bereits milder geworden waren und auch durch die Erfindung des Pulvers 
die Kriegführung eine andere wurde, daß oft die Raubritter hinter ihren 
Mauern keinen Schutz mehr fanden, so durfte man wohl auf friedlichere 
Zeiten hoffen. 
Das Reichskammergericht. Posten. Das Reichskammergericht wurde als 
oberster Gerichtshof gestiftet. Hier konnte nun jeder sein Recht nachsuchen, so¬ 
bald der Landfriede gefährdet'war. — Eine der wohlthätigsten Anstalten, die 
Deutschland dem Kaiser Max zu verdanken hat, sind die Posten. Früher wurden 
Briefe durch reitende Boten von einer Handelsstadt zur andern, Packete und 
Personen aber durch Lohnkutscher befördert. Die Briefe in's Ausland, sowie 
an Orte, die nicht an der Straße lagen, mußten durch Gelegenheit oder 
durch eigene Boten abgesendet werden, was theils unsicher, theils sehr kost¬ 
spielig war. Maximilian errichtete (1516) zuerst zwischen Wien und Brüssel 
eine regelmäßige Postverbindung, welche sich nach und nach über ganz 
Deutschland verbreitete und immer mehr vervollkommnet wurde. Durch 
die eigene, sowie durch die Heirat seines Sohnes Philipp und seines Enkels 
Ferdinand brachte Maximilian Burgund, die Niederlande, Spanien und die 
Königreiche Ungarn und Böhmen an sein Haus. Als er 1519 starb, ging 
in ihm der „letzte Ritter" zu Grabe. Teilweise nach Bräunlich. 
126. Kart V. 1519—1556. Are Kirchentrennung. 
Karls Reich. Nach Maximilian I. wurde Karl V. deutscher Kaiser. 
Er herrschte über Deutschland, Spanien, einen Theil von Italien und 
Über gewaltige Ländermassen in Amerika. In seinem weitläufigen Reiche 
ging die Sonne nicht unter. 
Luther. Während seiner Regierung veranlaßte Luther*) die Kirchen¬ 
trennung. Dieser lebte damals an der Universität zu Wittenberg. Er 
war der Sohn eines Bergmanns zu Eisleben. Nachdem er die Gymnasien 
zu Magdeburg und Eisenach besucht hatte, bezog er die Universität zu 
Erfurt und studirte die Rechtswissenschaft. Später aber widmete er sich 
der Theologie oder Religionswissenschaft und ging in ein Augustinerkloster. 
Der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, stiftete um diese Zeit 
zu Wittenberg eine Universität, an welcher Luther zum Lehrer ernannt 
*) 1483 am 10. November zu Eisleben geboren.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.