Full text: Bilder aus der Weltgeschichte und Sage

Theseus. — OedipuZ. Die thebanischen Kriege 
Neugier die Rückkunft seines Sohnes erwartete, sich von dem Vorgebirge, 
-auf welchem er harrend stand, verzweifelnd ins Meer stürzte. Vom Bolle 
ward Thefeus mit lautem Jubel empfangen und für die große dem Staate 
erzeigte Wohlthat bereitwillig als König anerkannt. 
Theseus Ende. Theseus war ein weiser Regent und gab dem Staat 
viele vortreffliche Gesetze. Cecrops hatte das Gebiet von Attika in zwölf 
verschiedene kleine Ortschaften getheilt, die allmälig unabhängig geworden 
waren, zuweilen miteinander in Krieg lebten und dem allgemeinen Ober¬ 
haupte des Staates nur ein sehr beschränktes Ansehen ließen. Diesem 
Uebel half Theseus dadurch ab, daß alle in diesen einzelnen Ortschaften 
vorhandene Obrigkeiten und Richter abgeschafft und ein gemeinschaftlicher 
Gerichtshof in der Hauptstadt errichtet wurde. Auch eine Einteilung aller 
Bürger in drei Klassen, in Edle (Wohlgeborne), denen die obrigkeitlichen 
Würden, die Auslegung der Gesetze und die Aufsicht über die Religion zu¬ 
standen, in Ackerleute und in Handwerker, wird dem Theseus zugeschrieben, 
— Aber so tiefgreifende Veränderungen konnten nicht zu Stande kommen, 
ohne Unzufriedenheit hervorzurufen. Die Vornehmen und Reichen bemühten 
sich, zu ihren alten Verhältnissen zurückzukehren. Man benutzte daher Jene 
Abwesenheit des auf kriegerische Abenteuer ausgezogenen Theseus, das Volk 
gegen diesen Helden zu stimmen, und durch Schmeicheleien Einfluß zu gewinnen. 
Als Theseus nach seiner Stadt zurückkam, fand er statt des vorigen Gehor¬ 
sams überall Widerstand. Da sprach er einen Fluch über Athen aus und 
begab sich nach der Insel Scyrus, wo er Ansprüche aus väterliche Besitzungen 
hatte, zu dem Könige Lykomedes, mit dem er in Freundschaftsverhältnissen 
stand. Aber dieser König führte den Theseus unter dem Vorwande, ihm 
die Ländereien zu zeigen, auf einen hohen Felsen und stürzte ihn verrätherisch 
hinab. Die Athener ließen erst später dem Theseus die gebührende Gerechtig¬ 
keit widerfahren, indem sie ihn unter die Heroen ihres Landes versetzten, 
ihm Tempel und Altäre errichteten und seine Gebeine nach Athen holten. 
27. Hedipus. Are thebanischen Kriege. 
Oedipus Kindheit. Um dieselbe Zeit, wo die Athener an dem Theseus 
einen Ordner ihres Staates fanden, war nach der Sage das benachbarte 
Theben der Schauplatz zerrüttender Unruhen. Hier herrschte damals ein 
König Oedipus. Seinem Vater Lajus und seiner Mutter Jokaste ver¬ 
kündete ein Orakel, sie würden einen Sohn bekommender einst den Vater 
todten würde. Sie ließen daher den ihnen gefronten Sohn Oedipus aus¬ 
setzen. Aber indem sie so dem Unglück entgehen wollten, zogen sie es her¬ 
bei. Oedipus, der von einem Hirten aufgefunden und in Korinth erzogen 
wurde, befragte, als er herangewachsen war, das Orakel um seine Abkunft, 
und dieses warnte ihn, in sein Vaterland zurückzukehren, weil er dort seinen 
Vater tödten und seine eigene Mutter zum Weibe nehmen werde. 
Erfüllung des Orakels. Oedipus floh nun Korinth, welches er für 
fein wahres Vaterland hielt; im thebanischen Gebiet begegnete ihm ein 
Greis, mit dem er in Streit gerieth. Oedipus erschlug den Greis; es war 
Lajus — sein Vater. Um diese Zeit ängstigte die Thebaner ein geflügeltes 
Ungeheuer in Löwengestalt, mit jungfräulichem Antlitze, Sphinx genannt. 
Sie gab, auf einem Felsen sitzend, den Vorübergehenden ein Räthsel auf; 
wer es nicht errieth, den stürzte sie hinab. Da versprach man dem Helden, 
der Theben von dieser Plage befreien würde, die Hand der Königin und 
die Herrschaft. Oedipus errieth das Räthsel, und die Sphinx stürzte sich
	        
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