Full text: Bilder aus der Weltgeschichte und Sage

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Geschichte des Alterthums. — Die Griechen. 
an deinen Vater, du göttergleicher Achilles, der alt und kraftlos, wie ich, 
zu Hause schmachtet. Ach, vielleicht umdrängen auch ihn jetzt die Nachbarn, 
und keiner ist der ihn schirmte. Jetzt ist der beste meiner Söhne, der uns 
alle bis dahin beschirmte, gefallen. Ach, für sein Leben kann ich nicht 
mehr flehen; aber den Todten gieb uns zurück! Siehe, zu Hause jammern 
Weib, Mutter und Geschwister, und ich, sein Vater, liege hier zu deinen 
Füßen. Gieb ihn mir wieder, ich bringe reiche Geschenke mit. Scheue die 
Götter! Denke, wenn dein alter Vater so vor einem jüngern Manne 
knieen müßte! — Und ich — o Jammer! ich küsse die Hand, die meine 
Kinder erschlagen!" — Solchen Worten und solchen Thränen widerstand 
Achill nicht. Er beugte sich sanft zu dem Greise hinüber, ihn aufzuheben 
und beklagte, sein Schicksal. Dann ging er hinaus die Geschenke zu begehen 
und befahl heimlich den Sklavinnen, Hektors Leichnam sauber zu waschen 
und in ein reines Gewand zu schlagen. Er selber legte ihn darauf in den 
Priamus vor Achilles. (Rclief im Louvre.) 
Wagen, auf ein untergebreitetes Lager. Dann versprach er dem Greife, 
elf Tage lang vom Kampfe abzustehen, bis Hektors Leiche bestattet sei. 
Hierauf eilte Priamus zu den Seinen, welche die Leiche Hektors verbrannten 
und die Asche in einer goldenen Urne bestatteten. 
Das hölzerne Pferd. Bald darauf wurde auch Achilles getödtet; ein 
Pfeilfchuß des Paris endete sein Leben. Zur Eroberung Trojas aber 
ersann der schlaue Odysseus folgendes Mittel: „Freunde", rief er freudig, 
„laßt uns ein riesengroßes Pferd aus Holz zimmern, in dessen Versteck 
sich die edelsten Griechenhelden einschließen sollen. Die übrigen Schaaren 
mögen sich inzwischen mit den Schiffen zurückziehen, hier im Lager aber 
alles Zurückgelassene verbrennen, damit die Trojaner, wenn sie^ies von 
ihren Mauern aus gewahr werden, sich sorglos wieder über das Feld ver¬ 
breiten. Von uns Helden soll ein muthiger Mann sich als Flüchtling zu 
ihnen begeben und aussagen, daß er sich der Gewalt der Griechen entzogen 
habe. In der Stadt soll er darauf hinarbeiten, daß die Trojaner das 
hölzerne Pferd in die Mauern hineinziehen. Geben sich dann unsere 
Feinde sorglos dem Schlummer hin, so soll er uns ein Zeichen geben, und 
die Stadt mit Feuer und Schwert zerstören helfen". Der Vorschlag wurde 
nun ohne Säumen ins Werk gesetzt. Die tapfersten Helden begaben sich 
durch eine Seitenthür in den Bauch des hölzernen Rosses, und die Uebrigen
	        
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