fullscreen: Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte

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jenigen nun, welche man mit harter Mühe zusammengebracht hatte, 
mußte Tiberius, der Stiefsohn des Augustus, eilends nach Deutschland 
ausbrechen. Er kam an den Rhein und fand keinen Feind; denn die 
Deutschen wollten nicht Eroberungen machen, sondern nur ihre Frei¬ 
heit retten. 
Die große Verachtung des Todes, welche man bei den Deutschen 
findet, kam zum Theil daher, daß sie ein zukünftiges Leben glaubten. 
Dies künftige Leben war denn freilich nach ihren übrigen Sitten ein¬ 
gerichtet: man belustigte sich dort mit Gefechten, trank köstliches Bier 
aus großen Hörnern, oder wohl gar aus den Hirnschädeln erschlagener 
Feinde, wie sie es auch oft im Leben thaten. Daher wurden bei Be¬ 
gräbnissen dem Todten seine Waffen mitgegeben; man verbrannte sein 
Pferd und sein? Hunde, auch manchmal Knechte mit dem Leichname 
des Herrn, um sich deren noch in der anderen Welt zu bedienen. Die 
großen Knochen, die man zuweilen in alten Grabhügeln findet, sind 
nichts anders, als dergleichen Pferdegerippe, die man aus Unwissenheit 
oft für Riesengebeine gehalten hat. Die nördlichen Küstenanwohner 
der Nord- und Ostsee vergruben mit ihren berühmten Seefahrern Stücke 
von den Schiffen, die sie zu ihren Unternehmungen gebraucht hatten. 
Auch gab man später den Todten Geld mit, damit sie in der andern 
Welt und auf der Reise dahin keinen Mangel leiden möchten. Weil 
dies Geld nachher manchmal bei den Kohlen des Leichenbrandes ge¬ 
funden worden ist; so glaubten die Leute sonst, und hin und wieder 
wohl einige noch jetzt, daß da, wo Kohlen in der Erde angetroffen 
würden, auch Schätze vorhanden sein müßten; ja der Aberglaube ging 
soweit, daß man die Kohlen selbst für bezaubertes Gold und Sil¬ 
ber hielt. 
Als Götter verehrten die alten Deutschen die Sonne, den Mond, 
das Feuer und die Erde: sie hatten einen Gott des Donners, Thor, 
von welchem unser Donnerstag den Namen hat; eine Göttin der Ehen, 
Freia, von welcher der Freitag den Namen führt, und woher noch das 
Wort freien für heirathen; und einen Gott des Krieges, Odin oder 
Wodan, woher einige glauben, daß der Dienstag den Namen habe. 
Diese Götter verehrten sie aber nicht in umschließenden Tempelmauern, 
sondern in geheiligten Wäldern, die in der größten Ehre gehalten wur¬ 
den. Niemand durfte sich unterstehen einen Baum daraus zu fällen; 
die Götter, glaubten sie, würden solche Missethat auf der Stelle strafen. 
Die Christen baueten nachher auf solchen geheiligten Stellen Kirchen 
und Klöster; der Zulauf des Volkes blieb wie zuvor, und das Wort 
Wallfahrten bedeutet vielleicht eine Fahrt in den heiligen Wald. 
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Ausbreitung des Christenthums. Zerstörung Jerusalems. 
Konstantin. Mönchswesen. 
Was wir von dem Leben und den Lehren Jesu Christi wissen, 
das werdet ihr umständlich in den Büchern des neuen Testaments le¬ 
sen und im Religionsunterrichte hören. Christus sah, daß die Lehrer
	        
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