Full text: Vaterländische Geschichte

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Doch vermochte Geros unermüdliches Wirken für das Wohl der eroberten 
Länder nicht, ihm die Herzen der Wendenfürsten zu gewinnen und ihren Haß 
in Liebe zu verwandeln. Er merkte trotz ihres heuchlerischen Wesens wohl, 
wie sehr sein Leben in Gefahr schwebte, und vermied alles, was diese Gefahr 
erhöhen konnte. Die Fürsten aber drängten sich immer mehr in seine Nähe 
und wurden ihm von Tage zu Tage gehässiger. Endlich beschloß Gero, all 
diesem Treiben ein Ende zu machen. Er lud dreißig Wendenfürsten zu einer 
Ratsversammlung und bewirtete sie fürstlich. Das üppige Mahl und der 
köstliche Wein mundeten ihnen, und bald umnebelten die starken Getränke ihre 
Sinne. Diesen Zeitpuukt hatte Gero herbeigesehnt. Plötzlich entspann sich ein 
Streit, und die Schwerter von Geros Freunden blitzten über den Köpfen der 
Wenden. Unfähig, sich zu verteidigen, sanken sie röchelnd zu Boden und 
färbten den Saal mit ihrem Blute. Nur ein Fürst entrann dem fürchterlichen 
Gemetzel und brachte die Trauerkunde in die Wohnungen der Witwen uud 
Waisen. Eine weite Gruft aber nahm die Leiber der Erschlagenen auf. 
Nun erhoben sich die Wenden allgemein gegen Gero, doch er drückte alle 
Aufstände siegreich nieder, so daß er schließlich um 960 alles Land bis znr 
Oder beherrschte. Nach ©iefebrecht. 
II. Wie Land, das früher von Teutschen bewohnt war, zurück¬ 
gewonnen wird. 
1. Albrecht der Bär. 
Wie Albrecht Brandenburg erwirbt. 
Markgraf Albrecht, der den Beinamen „der Bär" führte, unterjochte das 
Land der Wenden, die an der Havel und Elbe wohnten, und zügelte die Auf¬ 
sässigen unter ihnen. Die wichtigste Erwerbung machte er mit Hilfe des Christ 
gewordenen Hevellerfürsten Pribislav von Brandenburg. Da dieser keinen 
Erben hatte, so setzte er den Markgrasen Albrecht zu seinem Nachfolger ein 
und schenkte dessen Sohn Otto als Patengeschenk das Land südlich der Havel. 
Als er dann, vom Alter gebrochen, hinfällig zu werden begann, erinnerte er 
seine Gemahlin Petrnfsa getreulich daran, daß er dem Markgrafen Albrecht 
die Stadt Brandenburg für den Fall seines Todes versprochen habe. Bald 
darauf entschlief er. Klugen Ratschlägen folgend, hütete Petruffa mit Wissen 
ihrer Vertrauten die unbeerdigte Leiche ihres Gemahls drei Tage, zeigte dem 
Markgrafen den Tod aber sofort an und rief ihn herbei, damit er zur 
Übergabe der Stadt komme. Dieser kam eilends mit einer starken Schar, nahm 
die Stadt in Besitz und veranstaltete dem Fürsten Pribislav ein ehrenvolles 
Begräbnis. Albrecht vertrieb dann alle Landesbewohner, die noch dem drei¬ 
köpfigen Götzenbilde Triglaff dienten, und übergab kriegerischen deutschen 
und slawischen Männern, denen er das größte Vertrauen schenkte, den Schutz 
der Stadt. 
Sobald das Gerücht all dieser Vorgänge zu den Ohren Jazzos von 
Köpenick, eines Verwandten Pribislavs, kam, klagte dieser sehr über den Tod
	        
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